Augen und Diabetes Mellitus: Diabetische Retinopathie und Gefahren für die Netzhaut des Auges
Diabetes betrifft nicht nur den Blutzuckerspiegel – er kann auch still und heimlich Ihre Augen schädigen. Doch was bedeutet das genau? Viele Menschen wissen nicht, dass Diabetes eine der Hauptursachen für Erblindung weltweit ist. Vor allem die diabetische Retinopathie, eine Folge von Gefäßschäden in der Netzhaut, stellt ein ernstzunehmendes Risiko dar. Häufig bemerkt man die ersten Veränderungen an den Augen gar nicht – bis es zu spät ist.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Diabetes Ihre Augen beeinflusst und welche Symptome Sie ernst nehmen sollten. Wir klären, welche Behandlungsmöglichkeiten der Augenarzt bietet und warum die Prävention der beste Weg ist, um Ihre Sehkraft zu schützen. Außerdem geben wir Ihnen Tipps für ein effektives Selbstmanagement, damit Ihre Augen auch bei Diabetes gesund bleiben. Tauchen Sie ein und lernen Sie, wie Sie langfristig klar sehen können – in jeder Hinsicht!
Was ist Diabetes Mellitus?
Diabetes Mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der der Körper den Blutzuckerspiegel nicht richtig regulieren kann. Ursache ist entweder ein Mangel an Insulin (Typ-1-Diabetes) oder eine verringerte Wirkung des Insulins (Typ-2-Diabetes). Insulin ist ein Hormon, das den Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert, wo er als Energie genutzt wird.
Menschen mit Diabetes, insbesondere Typ-2-Diabetes, können langfristig an Folgeerkrankungen des Diabetes leiden, da dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel wichtige Organe und Gefäße schädigen. Zu den häufigsten Komplikationen gehören Veränderungen an der Netzhaut des Auges, die zur diabetischen Retinopathie führen können – eine der Hauptursachen für Erblindung weltweit.
Welche Auswirkungen Diabetes auf die Augen hat:
- Diabetische Retinopathie: Schädigungen der kleinen Blutgefäße in der Netzhaut, die zu Sehverlust oder sogar Erblindung führen können.
- Diabetische Makulopathie: Ein Makulaödem (Flüssigkeitsansammlung im Bereich des schärfsten Sehens) kann die Sehschärfe stark beeinträchtigen.
- Vorübergehende Sehstörungen: Schwankungen des Blutzuckerspiegels können temporär zu verschwommenem Sehen führen.
- Erhöhtes Risiko für den Grauen Star: Menschen mit Diabetes entwickeln häufig früher eine Linsentrübung, die das Sehen erschwert.
- Grüner Star (Glaukom): Ein erhöhter Augeninnendruck ist bei Diabetikern häufiger und kann den Sehnerv schädigen.
- Blutungen in der Netzhaut: Fortschreitende diabetische Retinopathie kann zu undichten Blutgefäßen oder Gefäßneubildungen führen, die Blutungen verursachen.
- Gefährdung der Netzhaut: Schwere Veränderungen in der Netzhaut des Auges können unbehandelt zur Ablösung der Netzhaut führen.
Grauer Star Diabetes: Hat es Auswirkungen auf die Bildung von Katarakten?
Ja, Diabetes Mellitus hat einen direkten Einfluss auf die Entstehung des Grauen Stars (Katarakt). Menschen mit Diabetes, insbesondere Typ-1- und Typ-2-Diabetes, entwickeln häufiger und oft auch in jüngeren Jahren eine Linsentrübung. Diese beeinträchtigt die Sehschärfe und führt dazu, dass die Welt wie durch einen Schleier wahrgenommen wird.
Warum tritt der Graue Star bei Diabetikern häufiger auf?
- Erhöhte Blutzuckerspiegel: Hohe Zuckerwerte verändern die Stoffwechselvorgänge in der Augenlinse. Zucker und seine Abbauprodukte sammeln sich in der Linse an, ziehen Wasser an und führen zu einer Trübung.
- Oxidativer Stress: Chronisch erhöhter Blutzucker schädigt Zellen, auch die der Linse, durch vermehrte Bildung freier Radikale.
- Langfristige Diabetes-Komplikationen: Schäden an kleinen Blutgefäßen (Mikroangiopathie) und gestörte Nährstoffversorgung der Augenlinse fördern die Kataraktbildung.
Diabetische Retinopathie: Was ist das überhaupt?
Die diabetische Retinopathie ist eine häufige Augenerkrankung bei Diabetes, die durch Schädigungen der Blutgefäße in der Netzhaut des Auges entsteht. Die Netzhaut (Retina) ist für das Sehen unerlässlich, da sie Lichtreize in Signale umwandelt, die das Gehirn verarbeitet. Erhöhte Blutzuckerspiegel schädigen mit der Zeit die feinen Gefäße der Netzhaut, was zu Durchblutungsstörungen und Gefäßveränderungen führt.
Wie entsteht eine diabetische Retinopathie?
- Erhöhte Zuckerwerte: Langfristig führen diese zu Veränderungen in den Wänden der kleinen Blutgefäße der Netzhaut.
- Durchlässige Blutgefäße: Die Gefäßwände werden undicht, was Blut und Flüssigkeit in die Netzhaut austreten lässt.
- Gefäßneubildungen: In fortgeschrittenen Stadien wachsen neue, instabile Blutgefäße, die leicht bluten können und Narbenbildung fördern.
Formen der diabetischen Retinopathie:
Die diabetische Retinopathie tritt in zwei Hauptformen auf, die sich durch Schweregrad und Gefäßveränderungen unterscheiden:
- Nicht-proliferative Retinopathie
- Frühstadium der Erkrankung.
- Charakterisiert durch kleine Blutungen, Gefäßausbeulungen (Mikroaneurysmen) und Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut.
- Häufig symptomlos, kann jedoch das Risiko eines Makulaödems erhöhen, das die Sehschärfe beeinträchtigt.
- Proliferative Retinopathie
- Fortgeschrittenes Stadium.
- Es entstehen neue, instabile Blutgefäße (Neovaskularisation), die leicht bluten.
- Kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie Netzhautablösung oder Erblindung führen.
Die Unterscheidung dieser Stadien ist entscheidend, da sie die Wahl der Therapie beeinflusst. Regelmäßige augenärztliche Kontrollen ermöglichen eine frühzeitige Erkennung und Behandlung.
Risikofaktoren für Augenerkrankungen bei Diabetes
- Dauer des Diabetes: Je länger ein Mensch mit Diabetes lebt, desto höher das Risiko, dass sich Schäden an der Netzhaut entwickeln.
- Erhöhte Blutzuckerspiegel: Ein dauerhaft schlechter Blutzuckerspiegel schädigt die Blutgefäße in der Netzhaut des Auges und beschleunigt die Entwicklung von Komplikationen.
- Bluthochdruck und Cholesterin: Diese Begleiterkrankungen verstärken Gefäßschäden und erhöhen das Risiko für Sehverlust und Makulaödeme.
- Typ-2-Diabetes: Menschen mit Typ-2-Diabetes, insbesondere mit spät entdeckter Erkrankung, sind oft stärker betroffen, da die Schäden meist bereits fortgeschritten sind.
- Rauchen und ungesunde Lebensweise: Diese verstärken den oxidativen Stress und beeinträchtigen die Durchblutung der Augen.
- Ungenügende augenärztliche Kontrolle: Fehlende oder unregelmäßige Untersuchungen beim Augenarzt verzögern die Diagnose und Behandlung von Augenkomplikationen bei Diabetes.
Symtpome und Warnzeichen:
Die diabetische Retinopathie entwickelt sich häufig schleichend und bleibt in den frühen Stadien oft unbemerkt. Deshalb ist es wichtig, auf folgende Symptome und Warnzeichen zu achten:
Frühe Symptome
- Verschwommenes Sehen: Kann schwanken und durch veränderte Blutzuckerspiegel verstärkt werden.
- Schwierigkeiten beim Lesen: Feine Details oder Buchstaben erscheinen unscharf.
- Sehen von schwarzen Punkten oder Flecken (Floater): Blutungen in der Netzhaut können „Schatten“ im Sichtfeld erzeugen.
Warnzeichen in fortgeschrittenen Stadien
- Plötzlicher Sehverlust: Zeichen für schwere Netzhautblutungen oder Netzhautablösung.
- Dunkle oder verschwommene Bereiche im Sichtfeld: Folge eines Makulaödems oder von Gefäßneubildungen.
- Schwaches Nachtsehen: Besonders bei fortgeschrittener proliferativer Retinopathie.
- Komplettes Erblinden eines Auges: Kann bei unbehandelter Retinopathie auftreten.
Diagnose der Veränderungen an den Augen bei Diabetes
Die Diagnose einer diabetischen Retinopathie erfolgt durch eine gründliche augenärztliche Untersuchung, bei der insbesondere die Netzhaut im Auge (Retina) untersucht wird. Zunächst wird die Sehkraft geprüft, um eventuelle Einschränkungen der Sehschärfe festzustellen. Anschließend wird die Pupille mithilfe von Augentropfen erweitert, damit der Augenhintergrund sichtbar wird. Mit einem speziellen Gerät, der Spaltlampe oder einem Ophthalmoskop, überprüft der Augenarzt, ob Veränderungen an den Blutgefäßen, Blutungen oder Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut vorliegen. Oft wird zusätzlich eine Netzhautaufnahme mit moderner Bildgebung wie der Optischen Kohärenztomographie (OCT) oder einer Fluoreszenzangiographie durchgeführt, um mögliche Schäden detailliert darzustellen. Diese Verfahren helfen, ein Makulaödem oder andere Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Behandlung von diabetischer Retinopathie durch den Augenarzt:
In der frühen Phase, der nicht-proliferativen Retinopathie, sind meist keine direkten Eingriffe erforderlich. Der Augenarzt empfiehlt hier engmaschige Kontrollen und eine konsequente Kontrolle des Blutzuckers, Blutdrucks und der Blutfettwerte. Dies hilft, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Bei einem Makulaödem oder einer proliferativen Retinopathie sind gezielte medizinische Maßnahmen notwendig. Häufig kommen Injektionen von Medikamenten zum Einsatz, die direkt in den Glaskörper des Auges gespritzt werden. Diese Medikamente, sogenannte VEGF-Hemmer, reduzieren die Neubildung instabiler Blutgefäße und verringern Schwellungen wie ein Makulaödem.
Eine Laserbehandlung (Laserkoagulation) wird eingesetzt, um undichte Blutgefäße zu veröden und so weitere Schäden an der Netzhaut zu verhindern. Der Eingriff erfolgt ambulant und kann das Fortschreiten der Retinopathie erheblich verlangsamen. In besonders schweren Fällen, wie bei einer Netzhautablösung oder großflächigen Blutungen, ist eine chirurgische Behandlung notwendig. Ein Verfahren wie die Vitrektomie (Glaskörperentfernung) kann eingesetzt werden, um die Sicht zu verbessern und die Netzhaut wieder anzulegen.
Prävention und Selbstmanagement als Behandlungsmöglichkeiten
- Blutzuckerkontrolle: Halten Sie Ihren Blutzuckerspiegel stabil, um Schäden an den Blutgefäßen der Netzhaut zu vermeiden. Regelmäßiges Messen und eine gesunde Ernährung unterstützen dies.
- Blutdruck und Cholesterin im Blick behalten: Ein gut eingestellter Blutdruck und niedrige Cholesterinwerte verringern das Risiko von Gefäßschäden.
- Regelmäßige Augenarztbesuche: Mindestens einmal jährlich die Augen untersuchen lassen, um frühzeitig Veränderungen an der Netzhaut zu erkennen.
- Gesunder Lebensstil: Vermeiden Sie Rauchen und Alkohol, da diese den oxidativen Stress erhöhen und die Gefäße schädigen können.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Durchblutung und hilft, den Blutzucker besser zu regulieren.
- Medikamente einnehmen: Antidiabetika, Blutdrucksenker oder andere verschriebene Medikamente regelmäßig und wie verordnet einnehmen.
- Warnzeichen ernst nehmen: Sofort ärztlichen Rat suchen, wenn Symptome wie verschwommenes Sehen, schwarze Punkte oder plötzliche Sehverluste auftreten.
- Kontrolle von Begleiterkrankungen: Krankheiten wie Nierenerkrankungen oder Neuropathien können indirekt die Augen belasten – eine frühzeitige Behandlung schützt auch die Augen.