Augenlid-Erkrankungen: Arten, Ursachen, Symptome und Behandlung von Erkrankungen der Augenlider 

Autor: Dr. Victor Derhartunian 4 Dezember 2024

Augenlid entzündet. Augenlid geschwollen. Augenlid schmerzt bei Berührung. Entzündung am Augenlid oder einfach nur eine Schwellung: 

Unsere Augenlider leisten täglich Höchstarbeit – sie schützen die Augen vor Schmutz, verteilen den Tränenfilm und blinzeln im Laufe des Lebens Millionen Male. Doch was passiert, wenn das Augenlid plötzlich geschwollen, gerötet oder schmerzhaft ist? Augenliderkrankungen sind nicht nur lästig, sie können auch ernsthafte Folgen für die Augengesundheit haben. Von harmlosen Problemen wie einem Gerstenkorn bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen wie einem Lidabszess oder bösartigen Lidtumoren: Die Palette der möglichen Ursachen ist breit.

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Erkrankungen der Augenlider besonders häufig sind, woran Sie sie erkennen und wie sie behandelt werden können.

Gerstenkorn (Hordeolum): Schwellung der Augenlider 

Das Gerstenkorn ist eine häufige Erkrankung der Augenlider und entsteht durch eine bakterielle Infektion der Talg- oder Schweißdrüsen am Augenlid. Die Entzündung wird meist durch das Bakterium Staphylococcus aureus ausgelöst. Ein Gerstenkorn tritt in der Regel plötzlich auf und betrifft sowohl das Ober- als auch das Unterlid.

Symptome

  • Geschwollenes Augenlid: Das Lid ist an der betroffenen Stelle oft deutlich geschwollen.
  • Rötung und Wärme: Die betroffene Stelle ist gerötet und fühlt sich warm an.
  • Schmerzen am Augenlid: Besonders bei Berührung treten starke Schmerzen auf.
  • Eiterbildung: Ein kleiner gelblicher Punkt kann auf eine Ansammlung von Eiter hinweisen.
  • Tränenfluss und Druckgefühl: Das Auge kann gereizt sein, mit leichtem Tränenfluss.

Ursachen

  • Bakterielle Infektion: Meist durch Staphylococcus aureus.
  • Geschwächte Abwehrkräfte: Diabetes oder chronische Krankheiten erhöhen das Risiko.
  • Hygieneprobleme: Verunreinigte Hände oder Make-up können eine Infektion begünstigen.
  • Chronische Lidrandentzündungen (Blepharitis): Erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Gerstenkorns.

Behandlung

  • Wärmebehandlungen: Warme Kompressen fördern das Abfließen des Eiters und lindern die Schmerzen.
  • Antibiotische Salben oder Tropfen: Werden bei starken Entzündungen vom Augenarzt verschrieben.
  • Chirurgische Entleerung: Falls sich das Gerstenkorn nicht von selbst öffnet, kann der Arzt den Eiter unter sterilen Bedingungen entfernen.
  • Keine Selbstbehandlung: Eiter niemals selbst ausdrücken, da dies die Infektion verschlimmern kann.

Ein Gerstenkorn heilt meist innerhalb weniger Tage von selbst ab. Sollten die Symptome anhalten oder wiederkehren, ist ein Besuch beim Augenarzt ratsam, um andere Augenliderkrankungen wie ein Chalazion auszuschließen. Geschwollene Augenlider und Schmerzen sind oft harmlos, sollten jedoch ernst genommen werden, wenn sie länger bestehen bleiben.

Hagelkorn (Chalazion): Verstopfung der Drüsen des Augenlids 

Ein Hagelkorn ist eine nicht schmerzhafte, chronische Erkrankung der Augenlider, die durch eine Verstopfung der Meibom-Drüsen entsteht. Diese Drüsen produzieren das fetthaltige Sekret des Tränenfilms. Wenn sich der Drüsenausgang verschließt, kann das Sekret nicht abfließen, und es bildet sich ein Knoten. Ein Hagelkorn ist nicht infektiös, unterscheidet sich also grundlegend von einem Gerstenkorn, das durch Bakterien verursacht wird.

Symptome

  • Schwellung am Augenlid: Meist eine langsam wachsende, schmerzlose Verhärtung.
  • Knotenbildung: Der Knoten ist oft deutlich tastbar und sitzt meist am Oberlid.
  • Leichte Rötung: Die betroffene Stelle kann gerötet sein, jedoch ohne die typischen Anzeichen einer Entzündung wie Wärme oder Schmerzen.
  • Beweglichkeit: Das Hagelkorn ist nicht fest mit der Umgebung verwachsen und bewegt sich bei Berührung.

Ursachen

  • Verstopfung der Meibom-Drüsen: Durch übermäßige Sekretbildung oder Sekretstau.
  • Chronische Lidrandentzündungen (Blepharitis): Häufiger Auslöser für ein Hagelkorn.
  • Hauterkrankungen: Erkrankungen wie Akne oder Rosazea können das Risiko erhöhen.
  • Schlechte Hygiene: Unzureichende Reinigung der Augenlider kann begünstigend wirken.

Behandlung

  • Wärme und Lidmassagen: Regelmäßige warme Kompressen und sanfte Massagen helfen, das verhärtete Sekret zu lösen.
  • Augensalben oder Tropfen: Entzündungshemmende Medikamente können vom Augenarzt verschrieben werden.
  • Chirurgische Entfernung: Wenn das Hagelkorn trotz konservativer Maßnahmen bestehen bleibt, kann es unter örtlicher Betäubung entfernt werden.
  • Keine Selbstbehandlung: Nicht versuchen, das Hagelkorn selbst zu öffnen, da dies Infektionen verursachen kann.

Ein Hagelkorn heilt oft innerhalb von Wochen von selbst ab. Regelmäßige Lidrandpflege kann helfen, die Verstopfung der Meibom-Drüsen zu verhindern und das Risiko für ein erneutes Auftreten zu minimieren. Sollten geschwollene Augenlider oder ein Knoten anhalten, ist ein Besuch beim Augenarzt ratsam, um andere Augenliderkrankungen auszuschließen.

Blepharitis (Lidrandentzündung): Chronische Entzündung des Augenlids

Die Blepharitis ist eine chronische Entzündung der Augenlider, die häufig durch eine Fehlfunktion der Meibom-Drüsen am Lidrand verursacht wird. Diese Drüsen produzieren das fettige Sekret des Tränenfilms, und ihre Blockade führt zu Reizungen und Entzündungen. Zusätzlich können bakterielle Infektionen, Hauterkrankungen wie Akne oder Rosazea sowie Allergien die Blepharitis auslösen. Betroffene leiden oft unter wiederkehrenden Beschwerden, da die Erkrankung selten vollständig ausheilt.

Symptome

  • Rötung und Schwellung der Lidkanten: Die Augenlider wirken gereizt und entzündet.
  • Juckreiz und Brennen: Häufig begleitet von einem Fremdkörpergefühl im Auge.
  • Verklebte Augenlider am Morgen: Durch die Ansammlung von Sekreten und Krusten während der Nacht.
  • Schuppenbildung an den Wimpern: Kleine Schuppen oder Verkrustungen entlang des Lidrandes.
  • Lichtempfindlichkeit und tränende Augen: Besonders bei fortgeschrittener Entzündung.

Ursachen

  • Meibom-Drüsen-Dysfunktion: Verstopfte oder entzündete Drüsen am Lidrand führen zu einem unzureichenden Tränenfilm.
  • Bakterien: Überwucherung normaler Hautbakterien, die Entzündungen hervorrufen können.
  • Hauterkrankungen: Rosazea oder seborrhoische Dermatitis erhöhen das Risiko einer Blepharitis.
  • Allergien oder Umweltfaktoren: Reaktionen auf Staub, Pollen oder Kosmetika können die Beschwerden verschlimmern.

Behandlung

  • Gründliche Lidrandhygiene: Regelmäßige Reinigung mit warmem Wasser oder speziellen Reinigungstüchern hilft, Verkrustungen zu lösen.
  • Warme Kompressen und Massagen: Unterstützen die Öffnung verstopfter Drüsen und fördern die Sekretabgabe.
  • Antibiotische oder entzündungshemmende Medikamente: In Form von Augensalben oder Tropfen bei stärkeren Entzündungen.
  • Künstliche Tränen: Lindern das Brennen und befeuchten die Augenoberfläche.

Die Blepharitis kann langwierig sein, doch mit konsequenter Pflege und regelmäßigen Kontrollen beim Augenarzt lassen sich die Symptome kontrollieren. Besonders bei chronischen Fällen ist eine langfristige Lidrandhygiene unerlässlich, um Komplikationen wie Gerstenkorn oder Hagelkorn zu vermeiden.

Einwärtsdrehung des Augenlids (Entropium) als Augenlid-Erkrankung 

Das Entropium ist eine Fehlstellung des Augenlids, bei der sich das Lid nach innen dreht. Dadurch reiben die Wimpern und die Haut des Lids ständig an der Augenoberfläche, was zu Reizungen und Schmerzen führt. Häufig tritt das Entropium im Alter auf, da die Lidmuskulatur schwächer wird, es kann jedoch auch durch Narben, Verletzungen oder angeborene Faktoren entstehen.

Symptome

  • Rötung und Reizung des Auges
  • Tränenfluss durch die anhaltende Reibung
  • Schmerzen und ein Fremdkörpergefühl

Behandlung

  • Augentropfen oder Salben: Lindern vorübergehend die Beschwerden.
  • Chirurgische Korrektur: In den meisten Fällen ist eine Operation erforderlich, um die Lidstellung dauerhaft zu verbessern und die Hornhaut zu schützen.

Auswärtsdrehung des Augenlids (Ektropium) 

Das Ektropium ist eine Fehlstellung des Augenlids, bei der sich das Lid nach außen dreht. Dadurch liegt die Innenseite des Lids frei, und das Auge bleibt unzureichend geschützt. Diese Erkrankung betrifft meist das Unterlid und tritt häufiger im Alter auf, da die Lidmuskulatur an Spannung verliert. Weitere Ursachen können Lähmungen des Gesichtsnervs, Narben oder Hauterkrankungen sein.

Symptome

  • Trockene Augen: Das Auge wird nicht mehr ausreichend mit Tränenflüssigkeit benetzt.
  • Reizung und Rötung: Durch die ständige Austrocknung der Bindehaut.
  • Tränenfluss: Paradoxerweise tränt das Auge oft stärker, da die Tränen nicht richtig abfließen können.

Behandlung

  • Feuchtigkeitsspendende Augentropfen oder Salben: Lindern die Trockenheit und schützen das Auge.
  • Operative Lidkorrektur: In den meisten Fällen notwendig, um die Lidstellung dauerhaft zu verbessern.

Lidabzess und Zellulitis 

Ein Lidabszess und die Zellulitis des Augenlids sind schwere bakterielle Infektionen, die das Gewebe der Augenlider betreffen. Während ein Lidabszess eine abgekapselte Ansammlung von Eiter ist, beschreibt die Zellulitis eine diffuse, flächenhafte Entzündung. Beide Erkrankungen sind selten, aber ernst und erfordern eine schnelle Behandlung, da sie sich auf umliegende Gewebe ausbreiten können. Häufige Auslöser sind Bakterien wie Staphylococcus aureus oder Streptococcus.

Symptome

  • Starke Schwellung und Rötung des Augenlids
  • Schmerzen am Augenlid, besonders bei Berührung
  • Eiteransammlungen bei einem Lidabszess
  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl bei Zellulitis
  • Beeinträchtigte Augenbeweglichkeit oder eingeschränktes Sehvermögen in schweren Fällen

Ursachen

  • Verletzungen oder kleine Hautrisse am Lidrand, die Bakterien als Eintrittspforte dienen.
  • Ausbreitung einer Infektion aus benachbarten Strukturen, wie einem Gerstenkorn, Nasennebenhöhlen oder der Tränenwege.

Behandlung

  • Antibiotika: In schweren Fällen systemisch (oral oder intravenös), um die Infektion zu kontrollieren.
  • Chirurgische Drainage: Ein Lidabszess muss oft chirurgisch geöffnet und entleert werden.
  • Augensalben: Unterstützend bei kleineren Infektionen oder zur lokalen Behandlung.

Eine Zellulitis des Augenlids oder ein Lidabszess sollte niemals ignoriert werden, da sich die Infektion auf das Auge oder sogar auf das Gehirn ausbreiten kann. Frühzeitige ärztliche Behandlung ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden.

Lidtumore (gutartige und bösartige Erkrankung am Auge)

Lidtumore sind Wucherungen, die das Gewebe der Augenlider betreffen können. Sie können gutartig oder bösartig sein und treten meist als sichtbare Knoten oder Veränderungen auf. Gutartige Tumore wie Zysten, Papillome oder Hautfibrome sind häufig harmlos, während bösartige Tumore wie das Basaliom (weißer Hautkrebs) oder seltenere Melanome aggressiver sind und das umliegende Gewebe schädigen können.

Symptome

  • Knoten oder Schwellungen: Sichtbare Wucherungen, die langsam oder schnell wachsen können.
  • Unregelmäßige oder blutende Stellen: Besonders bei bösartigen Tumoren ein Alarmsignal.
  • Veränderungen an den Wimpern: Ausfall oder Fehlstellungen.
  • Nicht heilende Wunden: Auffällige Stellen, die über Wochen bestehen bleiben.

Ursachen

  • UV-Strahlung: Besonders bösartige Tumore wie das Basaliom sind häufig durch Sonneneinstrahlung bedingt.
  • Genetische Faktoren: Veranlagung kann eine Rolle spielen.
  • Hauterkrankungen: Chronische Reizungen oder Vorerkrankungen können das Risiko erhöhen.

Behandlung

  • Operative Entfernung: Sowohl gutartige als auch bösartige Tumore werden in der Regel chirurgisch entfernt. Bei bösartigen Tumoren ist ein Sicherheitsabstand notwendig, um eine vollständige Entfernung zu gewährleisten.
  • Strahlen- oder Chemotherapie: Bei aggressiveren Tumoren wie Melanomen oder unvollständiger Entfernung.
  • Gewebeuntersuchung: Nach der Entfernung wird das Gewebe analysiert, um die Art des Tumors zu bestimmen.

Lagophthalmus (unvollständiges Schließen der Lider)

Der Lagophthalmus beschreibt die Unfähigkeit, die Augenlider vollständig zu schließen. Dies führt dazu, dass die Augenoberfläche, insbesondere die Hornhaut, ungeschützt bleibt und austrocknet. Ursachen können eine Lähmung des Gesichtsnervs (z. B. bei einer Fazialisparese), Narbenbildung oder Schilddrüsenerkrankungen sein.

Symptome

  • Trockene Augen und Brennen
  • Rötung und Reizung der Bindehaut
  • Erhöhte Infektionsgefahr durch ungeschützte Hornhaut

Behandlung

  • Befeuchtende Augentropfen oder Salben: Schützen die Augenoberfläche vor dem Austrocknen.
  • Tape oder Uhrglasverband: Über Nacht, um das Auge geschlossen zu halten.
  • Operative Korrektur: In schweren Fällen wird das Lid chirurgisch angepasst, um das Auge besser zu schützen.

Allergie am Augenlid 

Eine Allergie am Augenlid tritt häufig als Reaktion auf Kontaktallergene oder Umweltstoffe auf, wie Pollen, Kosmetika, Reinigungsmittel oder Medikamente. Die dünne Haut der Augenlider reagiert besonders empfindlich, was zu Schwellungen und Reizungen führt.

Symptome

  • Geschwollene Augenlider: Oft begleitet von Rötung und Juckreiz.
  • Trockene oder schuppige Haut: Die Haut der Lider kann sich entzünden oder schälen.
  • Tränenfluss und Brennen: Häufig treten begleitende Symptome an den Augen auf.

Ursachen

  • Kontaktallergene: Kosmetika, Cremes oder Augentropfen.
  • Umweltallergene: Pollen, Tierhaare oder Staubmilben.
  • Systemische Allergien: Nahrungsmittel oder Medikamente können ebenfalls Auslöser sein.

Behandlung

  • Kühlende Kompressen: Lindern Schwellungen und Juckreiz.
  • Antihistaminika: In Form von Salben, Tropfen oder Tabletten zur Linderung der allergischen Reaktion.
  • Vermeidung von Allergenen: Identifizieren und meiden Sie die Auslöser, z. B. durch Allergietests.
  • Kortisonpräparate: Bei starken Reaktionen können kortisonhaltige Salben kurzfristig eingesetzt werden.

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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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