Ursachen für ein Leben mit Farbenblindheit & Farbsehstörungen

Autor: Dr. Victor Derhartunian 2 April 2025

Farben geben unserem Leben Struktur – sie helfen uns, Ampeln zu erkennen, Kleidung auszuwählen oder Emotionen in Bildern zu deuten. Doch was passiert, wenn bestimmte Farben verschwimmen, verblassen oder gar nicht erst wahrgenommen werden? Farbsehstörungen und Farbenblindheit sind weiter verbreitet, als man denkt – und ihre Ursachen vielfältiger, als es auf den ersten Blick scheint. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Formen es gibt, warum Gene, Krankheiten oder Umwelteinflüsse eine Rolle spielen – und wie sich herausfinden lässt, woher die Farbsehstörung kommt. Wer wissen möchte, warum er Rot und Grün nicht unterscheiden kann, ist hier genau richtig.

Arten von Farbsehschwäche / Arten von Farbenblindheit: 

Farbsehschwächen treten in verschiedenen Formen auf – und nicht jede davon bedeutet, dass man völlig farbenblindist. In den meisten Fällen handelt es sich um eine partielle Störung, bei der bestimmte Farben nicht oder nur eingeschränkt erkannt werden können. Die häufigsten Arten der Farbsehschwäche betreffen die Unterscheidung von Rot und Grün oder – seltener – von Blau und Gelb.

Die häufigsten Formen im Überblick:

  • Rot Grün Schwäche (Deuteranomalie oder Protanomalie)
    Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, die Farben Rot und Grün zu unterscheiden. Diese Form ist am weitesten verbreitet – und betrifft deutlich mehr Männer als Frauen.
  • Rot-Grün-Blindheit (Deuteranopie oder Protanopie)
    Hier fehlt einer der Farbrezeptoren komplett. Rot oder Grün werden nicht mehr erkannt, sondern mit Grau- oder Brauntönen verwechselt.
  • Blaublindheit (Tritanopie)
    Sehr selten. Menschen mit dieser Form sehen die Farbe Blau nicht oder nur schwach. Sie haben Schwierigkeiten, zwischen Blau und Gelb zu unterscheiden.
  • Monochromasie (Totale Farbenblindheit)
    Eine sehr seltene, aber schwerwiegende Form. Betroffene sehen die Welt nur in Graustufen. Die Fähigkeit, Farben wahrzunehmen, fehlt vollständig.

Welche Ursachen hat Farbenblindheit? 

Angeborene Farbenblindheit ist genetisch bedingt – sie entsteht durch eine Veränderung der Gene, die für die Farbrezeptoren in der Netzhaut zuständig sind. Betroffene werden also bereits mit der Farbsehstörung geboren, oft ohne es selbst zu bemerken. Im Gegensatz dazu steht die erworbene Farbenblindheit, die durch Krankheiten, Medikamente oder Verletzungen im Laufe des Lebens entsteht.

Der entscheidende Unterschied:
Angeborene Farbsehschwächen sind meist stabil und nicht heilbar, während erworbene Störungen sich – je nach Ursache – verbessern oder behandeln lassen. Wer plötzlich Farben schlechter sieht, sollte also unbedingt ärztlich abklären lassen, ob eine plötzliche Farbsehstörung vorliegt – sie kann auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen.

Genetische Ursachen für Farbsehstörungen: Farbenblindheit Vererbung  

Die häufigste Ursache für Farbsehstörungen ist eine genetische Veränderung – genauer gesagt: eine Vererbung über das X-Chromosom. Da Männer nur ein X-Chromosom besitzen, genügt eine fehlerhafte Ausprägung, um farbenblindoder farbsehschwach zu sein. Frauen hingegen haben zwei X-Chromosomen, was das Risiko einer Störung deutlich senkt – sie sind also meist nur Überträgerinnen. Das erklärt auch, warum deutlich mehr Männer als Frauen von Rot-Grün-Schwächen betroffen sind.

Die genetische Veränderung betrifft bestimmte Zapfenzellen in der Netzhaut, die für das Erkennen von Rot, Grün oder Blau zuständig sind. Fehlt ein Typ dieser Zellen oder ist er funktionsgestört, kann die betroffene Person bestimmte Farben nicht oder nur eingeschränkt wahrnehmen. So entsteht etwa eine Grünblindheit (Deuteranopie) oder eine Rotblindheit (Protanopie).

Ob eine Farbsehschwäche vererbt wurde, zeigt sich oft schon im Kindesalter – etwa durch Verwechslung von Farben beim Malen, Kleidungsauswahl oder beim Deuten von Ampelfarben. Eine genaue Diagnose durch den Augenarzt ist jedoch notwendig, um die Form der Farbenblindheit zu bestimmen. Eine Behandlung im klassischen Sinn ist bei genetischer Farbenblindheit nicht möglich, aber visuelle Hilfsmittel und digitale Tools können das Leben mit Farbenblindheit deutlich erleichtern.

Erkrankungen als Auslöser für Farbsehschwäche

Nicht jede Farbsehstörung ist angeboren – sie kann auch im Laufe des Lebens auftreten. In solchen Fällen sprechen Fachleute von erworbener Farbenblindheit oder Farbsehschwäche. Die Ursache liegt dabei häufig in anderen Augenerkrankungen, Nervenschädigungen oder sogar systemischen Erkrankungen.

Typische Auslöser sind:

  • Netzhauterkrankungen, etwa die Makuladegeneration: Dabei sterben Zellen im Zentrum der Netzhaut ab – oft betroffen sind auch die Zapfen, die Farben wahrnehmen.
  • Schädigungen des Sehnervs: Erkrankungen wie Glaukom oder Optikusneuritis (Entzündung des Sehnervs) können den Transport der Farbinformationen zum Gehirn stören.
  • Durchblutungsstörungen oder Gefässveränderungen im Auge, z. B. bei Diabetes mellitus.
  • Augenverletzungen oder chirurgische Eingriffe, bei denen empfindliche Strukturen beschädigt werden.
  • In seltenen Fällen: Hirnschädigungen im Bereich des visuellen Kortex (z. B. durch Schlaganfall).

Im Gegensatz zur angeborenen Farbenblindheit betrifft die erworbene Form oft nur ein Auge, sie kann sich plötzlich entwickeln und auch progressiv verlaufen. Wer also merkt, dass Farben verblassen, schwerer zu unterscheiden sind oder sich das Farbsehen einseitig verändert, sollte sofort ärztlich handeln – denn häufig ist die Farbsehstörung ein Symptom einer grösseren Erkrankung, die behandelt werden muss. In manchen Fällen kann sich das Farbsehen nach Therapie der Grunderkrankung sogar wieder bessern.

Umwelt- und Alltagsfaktoren, die ein Leben mit Farbenblindheit begünstigen 

Auch wenn die meisten Farbsehstörungen genetisch bedingt oder durch Erkrankungen verursacht sind, können Umwelt- und Alltagsfaktoren das Farbsehen zusätzlich beeinflussen – und in manchen Fällen sogar eine Farbsehschwäche begünstigen oder verschlechtern. Diese Form der erworbenen Farbsehstörung ist oft schleichend und bleibt lange unbemerkt.

Mögliche Einflussfaktoren:

  • Bestimmte Medikamente (z. B. gegen Herzrhythmusstörungen, Malaria oder psychische Erkrankungen) können die Zapfen in der Netzhaut beeinträchtigen.
  • Toxische Substanzen wie Lösungsmittel oder Schwermetalle wirken schädlich auf das visuelle System.
  • Alkoholmissbrauch und Rauchen stören die Durchblutung des Sehnervs, was die Farbwahrnehmung einschränken kann.
  • Alterungsprozesse: Mit zunehmendem Alter verlieren die Zapfenzellen an Leistungsfähigkeit – das kann zu einem allgemeinen Nachlassen des Farbsehens führen.
  • Starke UV-Strahlung oder mangelhafter Augenschutz können die Netzhaut dauerhaft schädigen.

Menschen, die berufsbedingt häufig mit Chemikalien, Medikamenten oder starker Sonneneinstrahlung in Kontakt kommen, sollten ihr Farbsehen regelmässig überprüfen lassen – vor allem, wenn bereits Auffälligkeiten bemerkt werden.

Ein solcher schleichender Verlust ist nicht gleichbedeutend mit einer echten Farbenblindheit, aber er kann den Alltag deutlich erschweren.

Wie erkennt man die Ursachen einer Farbenblindheit? 

Die Ursachen einer Farbenblindheit oder Farbsehschwäche zu erkennen, ist entscheidend für eine gezielte Behandlung – oder zumindest für den richtigen Umgang im Alltag. Ob die Störung angeboren oder erworben ist, lässt sich meist durch eine Kombination aus Anamnese, Diagnostik und dem persönlichen Verlauf feststellen.

Typische Hinweise auf die Ursache:

  • Angeborene Farbenblindheit zeigt sich meist schon im Kindesalter: Kinder verwechseln bestimmte Farben, malen „falsch“ oder haben Schwierigkeiten bei Ampeln oder Farbsymbolen.
  • Erworbene Farbsehstörungen treten plötzlich oder schleichend auf – oft nur auf einem Auge oder verbunden mit anderen Sehstörungen (z. B. Verschwommensehen, Schmerzen, Lichtempfindlichkeit).
  • Familiäre Häufung kann auf eine genetisch bedingte Form hindeuten.
  • Medikamenteneinnahme oder Vorerkrankungen (z. B. Diabetes, Glaukom) geben Hinweise auf eine mögliche erworbene Ursache.

Diagnostische Verfahren:

  • Farbsehtests, etwa mit Ishihara-Tafeln, zeigen, ob bestimmte Farbunterschiede wahrgenommen werden.
  • Anomaloskopie erlaubt die präzisere Bestimmung der Art und Ausprägung der Farbsehstörung.
  • Netzhaut- und Sehnerv-Untersuchungen (z. B. OCT) geben Hinweise auf strukturelle Schäden.
  • Bei Verdacht auf eine erworbene Störung kann auch eine neurologische Abklärung sinnvoll sein.

Wie man Farbenblindheit behandelt: 

Die schlechte Nachricht zuerst: Eine echte Farbenblindheit, besonders wenn sie angeboren ist, lässt sich derzeit nicht heilen. Die betroffenen Zapfenzellen in der Netzhaut, die für das Erkennen bestimmter Farben zuständig sind, fehlen oder funktionieren nicht – und das lässt sich mit heutiger Medizin noch nicht dauerhaft korrigieren. Dennoch gibt es Möglichkeiten, das Leben mit Farbenblindheit deutlich zu erleichtern.

Mögliche Ansätze zur Behandlung oder Unterstützung:

  • Spezielle Brillen und Kontaktlinsen: Sie nutzen Filter, um Farbkontraste zu verstärken. Besonders bei Rot-Grün-Schwächen können diese Hilfsmittel das Farbsehen verbessern – wenn auch nicht in allen Alltagssituationen.
  • Apps und digitale Tools: Es gibt mittlerweile zahlreiche Anwendungen, die Farben erkennen und benennen – nützlich im Alltag, bei der Kleidungsauswahl oder im Berufsleben.
  • Visuelle Strategien im Alltag: Viele Farbenblinde lernen, Farben anhand von Position, Helligkeit oder Symbolen zu unterscheiden – etwa bei Ampeln, Karten oder Diagrammen.
  • Therapie bei erworbenen Farbsehstörungen: Wenn die Störung durch eine Erkrankung oder ein Medikamentverursacht wurde, kann eine gezielte Behandlung der Grunderkrankung das Farbsehen stabilisieren oder sogar verbessern.

Wichtig ist vor allem eine genaue Diagnose: Denn ob und wie Farbenblindheit behandelt werden kann, hängt stark von der Ursache ab.

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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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