Fehlsichtigkeiten: Arten, Symptome und Behandlung / Korrektur 

Autor: Dr. Victor Derhartunian 24 April 2025

Sie sehen in der Ferne unscharf? Oder haben Mühe, Kleingedrucktes zu lesen? Dann gehören Sie – wie Millionen andere – wahrscheinlich zu den Menschen mit Fehlsichtigkeit. Dabei handelt es sich um eine Störung der Brechkraft des Auges, die dazu führt, dass Bilder nicht genau auf der Netzhaut fokussiert werden. Das Ergebnis: verschwommenes oder verzerrtes Sehen, Kopfschmerzen oder schnelle Ermüdung der Augen.

In diesem Blog erfahren Sie, welche Arten von Fehlsichtigkeiten es gibt, wie man sie erkennt und welche individuellen Lösungen wirklich helfen. Ein klarer Blick beginnt mit dem richtigen Wissen.

Was ist eine Fehlsichtigkeit – und wie entsteht sie?

Der Begriff Fehlsichtigkeit beschreibt eine Abweichung der Brechkraft des Auges, durch die einfallende Lichtstrahlen nicht exakt auf der Netzhaut, sondern davor oder dahinter fokussiert werden. Das führt zu unscharfem Sehen, je nach Art entweder in der Nähe oder in der Ferne. Die häufigsten Formen der refraktiven Fehlsichtigkeiten sind Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Astigmatismus und Alterssichtigkeit.

Entscheidend ist das Zusammenspiel von Hornhaut, Augenlinse und Augapfellänge. Schon minimale Veränderungen können zu erheblichen Sehproblemen führen – mit Symptomen wie verschwommenem Sehen, Augenbrennen, Kopfschmerzen oder schneller Ermüdung beim Lesen.

Rolle des Augapfels – zu kurz oder zu lang

Ob jemand kurz- oder weitsichtig ist, hängt häufig mit der Länge des Augapfels zusammen:

Auch die Form der Hornhaut oder eine Veränderung der Augenlinse kann die Brechkraft des Auges beeinflussen – und damit zur Fehlsichtigkeit führen. Ziel jeder Behandlung ist es, diesen Brechungsfehler auszugleichen oder zu korrigieren – sei es durch Brille, Kontaktlinsen oder moderne refraktive Chirurgie.

Kurzsichtigkeit (Myopie): Die Ferne wird unscharf

Bei der Kurzsichtigkeit (Myopie) fällt es schwer, Objekte in der Ferne scharf zu erkennen, während das Sehen in der Nähe meist problemlos ist. Besonders häufig tritt Myopie im Jugendalter auf – und ist heute weltweit auf dem Vormarsch.

Symptome und typische Anzeichen

Typisch für Kurzsichtigkeit sind:

  • Verschwommene Sicht in der Ferne (z. B. Straßenschilder, Tafel in der Schule)
  • Zusammenkneifen der Augen, um scharf zu sehen
  • Kopfschmerzen oder schnelles Ermüden bei längerer Konzentration
  • Häufiges Nähern an Bildschirme oder Bücher

Die Stärke der Fehlsichtigkeit wird in negativen Dioptrien (z. B. –3,0 dpt) angegeben.

Behandlungsmöglichkeiten – Brille, Kontaktlinsen, Augenlasern

Zur Korrektur einer Myopie stehen verschiedene Optionen zur Verfügung:

  • Brille mit Zerstreuungslinsen – einfach, flexibel, aber bei höheren Werten oft unkomfortabel.
  • Kontaktlinsen – besonders praktisch beim Sport oder im Alltag.
  • Augenlasern (z. B. Femto-LASIK, Trans-PRK, ReLEx SMILE) – eine dauerhafte Korrektur, bei der die Brechkraft der Hornhaut verändert wird.
  • Phake Linsen (ICL) – bei sehr hohen Dioptrienwerten oder dünner Hornhaut eine hervorragende Alternative.

Weitsichtigkeit (Hyperopie): Die Nähe macht Probleme

Bei der Weitsichtigkeit (Hyperopie) liegt der Fokus der einfallenden Lichtstrahlen hinter der Netzhaut. Betroffene sehen in der Ferne meist scharf, haben jedoch Probleme beim Nahsehen – besonders bei längerer Lese- oder Bildschirmarbeit. Diese Form der Fehlsichtigkeit bleibt in jungen Jahren oft unbemerkt, da die Augenlinse den Brechungsfehler aktiv ausgleichen kann.

Beschwerden und Symptome im Alltag

Typische Anzeichen einer Hyperopie sind:

  • Anstrengung beim Lesen, vor allem bei kleingedrucktem Text
  • Brennende oder müde Augen nach längerer Naharbeit
  • Kopfschmerzen im Stirnbereich
  • Unkonzentriertheit, besonders bei Kindern in der Schule
  • Verspätete Sehschärfe beim Umschalten von Nah- auf Fernsicht

Da das Auge ständig versucht, den Brechkraftfehler auszugleichen, sind auch rasche Ermüdung und ein unruhiges Sehen häufige Begleiter. Wird die Weitsichtigkeit nicht frühzeitig erkannt und behandelt, kann sie zu ständiger Überanstrengung der Augen führen – und langfristig sogar eine Schielproblematik begünstigen.

Stabsichtigkeit (Astigmatismus): Verzerrt statt klar

Astigmatismus, auch Stabsichtigkeit genannt, zählt zu den häufigsten Formen der Fehlsichtigkeit und entsteht durch eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut oder Linse. Die einfallenden Lichtstrahlen werden dadurch nicht punktförmig, sondern linienförmig (stabförmig) auf der Netzhaut abgebildet. Das führt zu einem verzerrten, verschwommenen Bild – in Nähe und Ferne.

Wie sich Astigmatismus bemerkbar macht

Die Symptome reichen von subtil bis stark ausgeprägt:

  • Verschwommenes oder verzerrtes Sehen in allen Entfernungen
  • Lichtquellen erscheinen mit Schweif oder Schatten
  • Kopfschmerzen und Augenbrennen, besonders bei Bildschirmarbeit
  • Schwierigkeiten beim Erkennen feiner Details

Je nach Ausprägung kann Astigmatismus allein oder in Kombination mit Kurz- oder Weitsichtigkeit auftreten.

Korrektur durch Brille, torische Linsen oder Lasertechnik

Zur Behandlung stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Brille mit zylindrischen Gläsern, die den Brechungsfehler gezielt ausgleichen
  • Torische Kontaktlinsen, speziell geformt für die ungleichmäßige Hornhaut
  • Augenlasern (z. B. Femto-LASIK, Trans-PRK), bei dem die Hornhaut präzise modelliert wird, um die asymmetrische Krümmung zu korrigieren

Alterssichtigkeit (Presbyopie): Wenn die Arme nicht mehr reichen

Die Alterssichtigkeit (Presbyopie) betrifft früher oder später jeden Menschen – meist ab etwa dem 45. Lebensjahr. Ursache ist nicht eine klassische Fehlsichtigkeit wie Myopie oder Hyperopie, sondern ein natürlicher Alterungsprozess der Augenlinse: Sie verliert mit der Zeit ihre Flexibilität und kann sich nicht mehr ausreichend auf unterschiedliche Entfernungen einstellen. Das betrifft vor allem das Sehen im Nahbereich.

PresbyMAX, Multifokallinsen & Co – moderne Lösungen

Wer auf Lesebrille oder Gleitsichtbrille verzichten möchte, kann heute aus verschiedenen modernen Korrekturoptionen wählen:

  • PresbyMAX: Eine spezielle Laserbehandlung, bei der die Hornhaut so modelliert wird, dass sie mehrere Brennpunkte erzeugt – ähnlich wie bei einer Gleitsichtbrille, nur direkt im Auge. Besonders geeignet für Menschen mit bestehender Fehlsichtigkeit, die zusätzlich eine Presbyopie-Korrektur wünschen.
  • Multifokallinsen: Im Rahmen eines Linsentauschs oder einer Katarakt-OP können Multifokallinsen eingesetzt werden, die mehrere Sehbereiche gleichzeitig scharf abbilden – Nähe, Ferne und Zwischenbereich.
  • EDOF-Linsen (Extended Depth of Focus): Diese modernen Kunstlinsen sorgen für ein kontinuierliches, stufenloses Sehen in verschiedenen Entfernungen – oft mit besserer Kontrastwahrnehmung und weniger Lichtstreue.

Weniger bekannte Formen der Fehlsichtigkeit

Neben den bekannten Formen wie Kurz- und Weitsichtigkeit gibt es auch einige seltener thematisierte Fehlsichtigkeiten, die besondere Aufmerksamkeit erfordern – vor allem, weil sie komplexer in Diagnose und Behandlung sind. Hier ein kompakter Überblick über drei dieser Sonderformen:

Anisometropie – ungleiche Brechkraft beider Augen

Bei einer Anisometropie ist die Brechkraft der beiden Augen unterschiedlich stark ausgeprägt – oft so deutlich, dass das Gehirn die Bilder nicht mehr richtig zusammenfügen kann. Das führt zu:

  • Unschärfe und Doppelbildern
  • Kopfschmerzen und Augenmüdigkeit
  • Bei Kindern: erhöhtes Risiko für eine Schwachsichtigkeit (Amblyopie)

Die Korrektur ist oft komplexer als bei regulären Fehlsichtigkeiten. Neben speziellen Brillengläsern oder Kontaktlinsen kann in manchen Fällen eine refraktive Behandlung eines oder beider Augen sinnvoll sein.

Hamblyopie – wenn das Gehirn ein Auge „ausschaltet“

Die sogenannte Schwachsichtigkeit (Amblyopie) entsteht meist in der Kindheit, wenn ein Auge dauerhaft unscharfe Bilder liefert – zum Beispiel durch Strabismus (Schielen) oder starke Anisometropie. Das Gehirn „ignoriert“ dann das schwächere Auge.

Unbehandelt kann die Amblyopie zu dauerhaften Seheinschränkungen führen, auch wenn das Auge an sich gesund ist. Die Therapie muss möglichst früh im Kindesalter beginnen – oft durch Okklusion (Abkleben des stärkeren Auges), Sehtraining und ggf. Sehhilfen.

Keratokonus – Sonderfall mit progressivem Verlauf

Beim Keratokonus handelt es sich um eine krankhafte Ausdünnung und kegelförmige Vorwölbung der Hornhaut. Dadurch entsteht eine unregelmäßige Stabsichtigkeit mit teils starker Sehverschlechterung, die sich oft im Jugendalter entwickelt und fortschreitet.

Typische Merkmale:

  • Verzerrtes, unscharfes Sehen
  • Erhöhte Blendempfindlichkeit
  • Fortschreitende Fehlsichtigkeit trotz Brille

Behandlungsmöglichkeiten:

  • Speziallinsen (z. B. Sklerallinsen)
  • Hornhautvernetzung (Crosslinking) zur Stabilisierung
  • Hornhauttransplantation in schweren Fällen

Wie erkennt man eine Fehlsichtigkeit? Diagnose und Tests beim Augenarzt

Fehlsichtigkeiten entwickeln sich oft schleichend – umso wichtiger ist eine frühzeitige Diagnose beim Augenarzt oder Optiker. Schon eine einfache Sehstärkenmessung (Refraktion) liefert erste Hinweise auf eine Abweichung der Brechkraft des Auges.

Zu den wichtigsten Diagnosemethoden zählen:

  • Subjektive Refraktion: Der Patient schaut durch verschiedene Linsen und bewertet, wann das Sehen am schärfsten ist.
  • Objektive Refraktion (Autorefraktometer): Hier misst ein Gerät automatisch, wie das Auge Lichtstrahlen bricht – auch ohne aktive Mitarbeit des Patienten.
  • Spaltlampenuntersuchung: Ermöglicht die Beurteilung der Hornhaut, Linse und vorderen Augenabschnitte, um Verletzungen oder Trübungen auszuschließen.
  • Hornhauttopographie: Zeigt Unregelmäßigkeiten oder Verkrümmungen der Hornhaut – besonders wichtig bei Astigmatismus oder Keratokonus.
  • Sehschärfetest: Standardisierte Tafeln testen, wie gut das Auge in Ferne und Nähe sieht.

Für die Planung einer refraktiven Behandlung wie das Augenlasern werden zusätzlich Pachymetrie (Hornhautdicke)und Wellenfrontanalyse (optische Abbildungsqualität) eingesetzt.

Welche Korrekturmöglichkeiten gibt es heute? – Behandlung von Fehlsichtigkeiten: 

Moderne Augenmedizin bietet heute eine Vielzahl an Möglichkeiten, Fehlsichtigkeiten sicher und effektiv zu korrigieren. Die Wahl hängt von Art und Ausmaß der Fehlsichtigkeit, individuellen Bedürfnissen und medizinischer Eignung ab.

Brille und Kontaktlinsen – Klassiker mit Einschränkungen

Die Brille ist die einfachste und am weitesten verbreitete Korrekturform. Sie ist kostengünstig und unkompliziert, aber im Alltag auch anfällig für Beschlagen, Bruch oder Einschränkungen beim Sport. Kontaktlinsen bieten mehr Bewegungsfreiheit, sind aber bei trockenen Augen oder hoher Fehlsichtigkeit nicht immer gut verträglich.

Vorteile:

  • Nicht-invasiv
  • Schnell verfügbar
  • Gut anpassbar

Nachteile:

  • Abhängigkeit bleibt
  • Eingeschränktes Blickfeld bei Brillen
  • Pflegeaufwand bei Kontaktlinsen

Augenlasern – präzise, dauerhaft, sicher

Refraktive Chirurgie hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt. Verfahren wie Femto-LASIK, Trans-PRK oder ReLEx SMILE oder SmartSight korrigieren gezielt die Brechkraft der Hornhaut – dauerhaft und mit hoher Präzision. Geeignet ist das Augenlasern besonders bei Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Astigmatismus.

Vorteile:

  • Brillenfreiheit
  • Schnelle Erholung
  • Minimalinvasiv

Linsenchirurgie – ICL, Linsentausch, Multifokallinsen

Bei sehr hohen Fehlsichtigkeiten oder dünner Hornhaut kommt die Linsenchirurgie ins Spiel:

  • ICL (phake Linsen): Eine zusätzliche Kunstlinse wird ins Auge eingesetzt, ohne die natürliche Linse zu entfernen – ideal bei hoher Myopie oder Astigmatismus.
  • Linsentausch (CLE / RLE): Die natürliche Linse wird gegen eine Monofokal-, Multifokal- oder EDOF-Linseersetzt – häufig bei Alterssichtigkeit oder grauem Star.
  • Multifokallinsen ermöglichen Sehen in Nähe und Ferne ohne Brille.

Diese Methoden eignen sich besonders bei nicht-laserbaren Augen oder wenn gleichzeitig Alterssichtigkeit korrigiert werden soll.

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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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