Gelbe Augen / Gelbsucht: Ursachen und Behandlung

Autor: Dr. Victor Derhartunian 23 April 2025

Wenn die Augen plötzlich gelblich erscheinen oder sich eine Gelbfärbung der Lederhaut zeigt, schrillen bei vielen die Alarmglocken – und das zurecht. Denn gelbe Augen sind oft mehr als nur ein harmloser Farbwechsel: Sie gelten als klassisches Anzeichen einer sogenannten Gelbsucht (Ikterus) und weisen häufig auf Störungen im Leber- oder Gallensystem hin.

Doch was bedeuten gelbe Augen genau, welche Ursachen kommen infrage – und wann ist eine ärztliche Abklärung nötig? In diesem Artikel erhalten Sie einen klaren Überblick über die häufigsten Auslöser, mögliche Begleitsymptome, die notwendige Diagnostik sowie die Behandlung von gelben Augen.

Wie entsteht die Gelbfärbung der Augen?

Wenn die Augen gelb oder gelblich verfärbt erscheinen, steckt dahinter oft ein erhöhtes Maß an Bilirubin im Blut – ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Diese sogenannte Gelbfärbung der Augen, medizinisch auch als Sklerenikterus bezeichnet, ist häufig das erste sichtbare Anzeichen einer Gelbsucht (Ikterus).

Rolle des Bilirubins im Blut

Bilirubin entsteht beim Abbau alter roter Blutkörperchen in der Milz. Die Leber übernimmt normalerweise die Aufgabe, dieses Bilirubin zu verarbeiten und über die Galle auszuscheiden. Wird jedoch zu viel Bilirubin gebildet, kann die Leber es nicht mehr vollständig abbauen – oder der Abfluss der Galle ist gestört. Die Folge: Das Bilirubin reichert sich im Blut an und führt zur Gelbfärbung der Augen und später auch der Haut.

Warum sich die Gelbfärbung zuerst an den Augen zeigt

Die Lederhaut der Augen (Sklera) ist besonders empfindlich für Farbveränderungen, da sie dünn und gut durchblutet ist. Deshalb tritt eine Verfärbung der Augen oft zuerst im Bereich des Augapfels auf. Besonders auffällig sind leicht gelbliche Augen am Rand der Sklera, was viele zunächst verunsichert. Diese Veränderungen sollten nicht ignoriert werden – sie können auf ernsthafte Leber- oder Gallenwegserkrankungen hinweisen.

Häufige Ursachen für gelbe Augen

Wenn der Augapfel gelblich erscheint oder die Augen leicht gelblich verfärbt sind, kann das verschiedene medizinische Ursachen haben. Die häufigste Ursache für gelbe Augen ist ein Überschuss an Bilirubin im Blut – ausgelöst durch Probleme mit Leber, Galle oder Blutabbau. Hier ein Überblick über die wichtigsten Auslöser:

Lebererkrankungen (Hepatitis, Leberzirrhose, Fettleber)

Die Leber ist zentral für den Abbau von Bilirubin zuständig. Erkrankungen wie Hepatitis, Leberzirrhose oder eine Fettleber stören diese Funktion – es kommt zur Ansammlung von Bilirubin, was zu gelben Augen und später auch gelber Haut führen kann. Dies ist eine der häufigsten Ursachen für gelbe Augen bei Erwachsenen.

Gallenstau und Gallenwegserkrankungen

Wenn der Abfluss der Galle gestört ist – etwa durch Gallensteine, Entzündungen oder Tumoren –, kann das Bilirubin nicht ausgeschieden werden. Die Folge: Die Verfärbung der Augen ist oft früh sichtbar, noch bevor andere Symptome auftreten. Man spricht dann von einem cholestatischen Ikterus.

Hämolyse – wenn zu viele rote Blutkörperchen abgebaut werden

Bei einer Hämolyse werden vermehrt rote Blutkörperchen zerstört, etwa durch Autoimmunreaktionen, Erbkrankheiten oder Infektionen. Das dabei freigesetzte Hämoglobin wird in Bilirubin umgewandelt, das die Leber nicht schnell genug abbauen kann – die Augen werden gelblich.

Medikamente und Vergiftungen als Auslöser

Auch bestimmte Arzneimittel oder Toxine können die Leber schädigen oder den Gallefluss behindern. Dazu zählen z. B. Paracetamol in Überdosis, bestimmte Antibiotika oder anabole Steroide. In solchen Fällen ist die Gelbfärbung der Augen häufig ein erstes Warnsignal für eine medikamentös verursachte Leberfunktionsstörung.

Gelbe Augen bei Neugeborenen

Bei Neugeborenen ist eine leichte Gelbsucht (Neugeborenenikterus) in den ersten Lebenstagen häufig – bei rund 60 % aller Babys tritt eine kurzzeitige Gelbfärbung der Augen und Haut auf. Ursache ist eine unreife Leber, die das Bilirubin noch nicht effizient abbauen kann. In der Regel ist dies harmlos und bildet sich innerhalb weniger Tage zurück.

Begleitende Symptome, auf die man achten sollte

Wenn die Augen gelblich erscheinen oder eine Gelbfärbung der Augen auffällt, ist das oft nur ein Teil eines umfassenderen Krankheitsbildes. Weitere körperliche Hinweise können helfen, die Ursache für gelbe Augen besser einzugrenzen und rechtzeitig eine Behandlung einzuleiten.

Häufige begleitende Symptome:

  • Gelbfärbung der Haut (Ikterus) – häufig zusammen mit den Augen sichtbar
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit – typisch bei Leberfunktionsstörungen
  • Fieber, Übelkeit oder Erbrechen – oft bei Hepatitis oder Gallenentzündung
  • Heller Stuhlgang und dunkler Urin – Hinweis auf gestörten Gallefluss
  • Juckreiz an Haut und Augen – durch erhöhte Gallebestandteile im Blut
  • Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit – bei chronischen Leber- oder Tumorerkrankungen
  • Bauchschmerzen im rechten Oberbauch – klassisch bei Gallenwegserkrankungen
  • Blutergüsse oder häufiges Nasenbluten – mögliche Zeichen einer Leberzirrhose

Besonders wichtig: Wenn zu den leicht gelblichen Augen zusätzlich mehrere dieser Beschwerden auftreten, sollte unbedingt eine ärztliche Abklärung erfolgen. Denn gelbe Augen können erste Anzeichen einer Gelbsucht sein – und die kann ernsthafte organische Ursachen haben.

Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?

Eine leichte Gelbfärbung der Augen, vor allem im Bereich der Sklera (weißer Teil des Auges), mag auf den ersten Blick harmlos wirken – doch sie kann ein ernstes Warnzeichen für innere Erkrankungen sein. Insbesondere, wenn die Augen gelb oder gelblich verfärbt sind und weitere Symptome hinzukommen, ist ärztliche Hilfe unerlässlich.

Sofort zum Arzt, wenn:

  • die Augen sind gelb und die Haut ebenfalls gelblich verfärbt ist
  • es zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Fieber oder Appetitverlust kommt
  • der Urin dunkel, der Stuhl hell oder die Augen stark jucken
  • bereits bekannte Leber- oder Gallenwegserkrankungen bestehen
  • Sie kürzlich Medikamente eingenommen haben, die lebertoxisch wirken können
  • Neugeborene nach der Geburt eine anhaltende Gelbfärbung der Augen zeigen

Auch bei leicht gelblichen Augen, die über mehrere Tage bestehen bleiben – ohne andere Symptome –, sollte der Hausarzt oder direkt ein Facharzt für Innere Medizin oder Hepatologie aufgesucht werden.

Diagnose und Behandlung von gelben Augen

Wichtig ist, zwischen harmlosen und behandlungsbedürftigen Formen zu unterscheiden.

Welche Untersuchungen notwendig sind

Der Arzt wird zunächst eine gründliche Anamnese erheben und die Färbung der Augen sowie mögliche Begleitsymptome beurteilen. Danach folgen in der Regel:

  • Blutuntersuchungen: zur Bestimmung von Bilirubin, Leberwerten, Entzündungsmarkern und Hämoglobin
  • Urinanalyse: um Gallenfarbstoffe oder Hämoglobinabbauprodukte nachzuweisen
  • Leberfunktionstests
  • Ultraschall von Leber und Gallenwegen: um Verstopfungen, Tumore oder Zysten zu erkennen
  • Bei Bedarf: CT, MRT oder eine Leberbiopsie

Ziel der Diagnostik ist es, die konkrete Ursache der Gelbfärbung der Augen zu identifizieren – denn davon hängt die Behandlung ab.

Wie die Therapie sich je nach Ursache unterscheidet

  • Bei Lebererkrankungen (z. B. Hepatitis, Fettleber) erfolgt die Behandlung medikamentös und durch Lebensstiländerung (z. B. Alkoholstopp, Ernährung).
  • Gallenwegserkrankungen wie Gallensteine oder Tumoren können operativ oder endoskopisch (ERCP) behandelt werden.
  • Bei Hämolyse (übermäßiger Abbau von roten Blutkörperchen) ist oft eine spezialisierte Therapie erforderlich – z. B. Immunsuppressiva oder Bluttransfusionen.
  • Medikamentenbedingte Leberprobleme erfordern das sofortige Absetzen des auslösenden Wirkstoffs.
  • Gelbe Augen bei Neugeborenen werden meist mit Lichttherapie (Phototherapie) behandelt – in schweren Fällen auch durch Austauschtransfusion.
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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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