Alles über Heterochromie (unterschiedliche Augenfarben): Wenn die Augenfarbe nicht gleich ist

Autor: Dr. Victor Derhartunian 23 April 2025

Bei den meisten Menschen ist die Augenfarbe beider Augen identisch – doch in seltenen Fällen zeigt sich ein faszinierendes Phänomen: Heterochromie. Hierbei kommt es zu einer sichtbaren Farbabweichung zwischen den Augen oder innerhalb eines einzelnen Auges. Der eine Blick ist braun, der andere blau – oder ein Auge zeigt zwei Farbtöne gleichzeitig. Wer unterschiedliche Augenfarben hat, fällt auf – und weckt oft Staunen.

Doch was ist Heterochromie genau, wie entsteht sie und ist sie immer angeboren? In diesem Artikel erfahren Sie, welche Formen der Iris-Heterochromie es gibt, wie sich zwei verschiedene Augenfarben entwickeln können – und wann man medizinisch genauer hinsehen sollte. Denn obwohl mehrfarbige Iriden meist harmlos sind, kann sich dahinter auch eine krankhafte Veränderung der Pigmentierung verbergen.

Was ist Heterochromie? Augenfarbe nicht gleich: 

Heterochromie bezeichnet eine auffällige und seltene Farbabweichung der Augen, bei der ein Mensch zwei verschiedene Augenfarben hat – entweder zwischen den Augen oder sogar innerhalb eines einzigen Auges. Umgangssprachlich spricht man oft von „zweifarbigen Augen“ oder „heterochromen Augen“. Mediziner nennen diesen Zustand auch Iris-Heterochromie, da die Farbveränderung die Iris betrifft – also jenen Teil des Auges, der für die Augenfarbe verantwortlich ist.

Der Farbunterschied entsteht durch eine ungleiche Pigmentverteilung, meist des Melanins. Je mehr Melanin vorhanden ist, desto dunkler erscheint die Augenfarbe. Ist weniger Melanin vorhanden, erscheint das Auge heller – beispielsweise blau oder grau. Bei der Heterochromie kommt es zu einer unterschiedlichen Pigmentierung, die entweder von Geburt an (angeboren) besteht oder im Laufe des Lebens erworben werden kann.

Heterochromie Häufigkeit: Wie oft kommen zwei unterschiedliche Augenfarben vor? 

Zwei unterschiedliche Augenfarben beim Menschen sind äußerst selten. Man geht davon aus, dass weniger als 1 % der Weltbevölkerung von einer ausgeprägten Heterochromie betroffen ist.

Formen der Augen Heterochromie: 

Wenn man es ganz genau nimmt, dann gibt es drei Heterochromie Arten, die unterschieden werden:

Komplette Heterochromie – 2 verschiedene Augenfarben

Die komplette Heterochromie ist die bekannteste und auffälligste Form: Beide Augen haben unterschiedliche Farben. Ein klassisches Beispiel ist ein blaues und ein braunes Auge – bei manchen Menschen treten auch seltenere Kombinationen wie grün und grau auf. Die Ursache liegt meist in der unterschiedlichen Melaninverteilung in den beiden Iriden (Iris = Regenbogenhaut). Diese Form kann angeboren, also genetisch bedingt sein, oder später im Leben auftreten – etwa durch Verletzungen, Entzündungen oder Medikamente.

Die vollständige Heterochromie ist extrem selten. In der Regel bleibt sie lebenslang stabil und stellt keine funktionelle Einschränkung dar.

Sektorielle Heterochromie – eine Iris, zwei Farbbereiche (Heterochromie in einem Auge)

Bei der sektoriellen Heterochromie (auch partielle Heterochromie genannt) ist nur ein Teil der Iris farblich anders pigmentiert – es entsteht also ein deutlicher Farbunterschied innerhalb eines Auges. So kann etwa ein grünes Auge einen braunen Fleck zeigen, oder ein blaues Auge enthält einen grau-braunen Sektor.

Diese Form entsteht durch eine ungleichmäßige Verteilung von Pigmentzellen und ist häufig angeboren. In seltenen Fällen kann sie durch Augenerkrankungen oder Trauma erworben sein.

Zentrale Iris-Heterochromie – farbiger Ring rund um die Pupille

Die zentrale Heterochromie ist subtiler, aber sehr ästhetisch: Hier findet sich ein farblich abgesetzter Ring um die Pupille, der sich klar vom restlichen Irisbereich unterscheidet. Zum Beispiel zeigt ein grünliches Auge eine golden-braune Pupillenumrandung oder ein blaugraues Auge hat einen grünen Innenring.

Diese zweifarbigen Augen entstehen durch eine feine Differenz in der Pigmentierung der inneren Iriszone, oft genetisch bedingt. Manche Menschen entwickeln diese Färbung erst in der Jugend, wenn sich die endgültige Augenfarbe ausprägt.

Heterochromie Ursachen: Genetik oder Krankheit?

Warum manche Menschen zwei verschiedene Augenfarben haben, ist in den meisten Fällen auf die Verteilung des Pigments Melanin in der Iris zurückzuführen. Heterochromie kann entweder angeboren (genetisch bedingt) oder erworben sein. Entscheidend ist, ob sie schon bei der Geburt sichtbar ist oder sich erst im Laufe des Lebens entwickelt. Beide Varianten haben sehr unterschiedliche Ursachen – die aber in der Regel nichts mit der Sehkraft zu tun haben.

Angeborene Heterochromie – wenn unterschiedliche Augenfarben vererbt werden

Die häufigste Form der Heterochromie ist angeboren. In diesen Fällen ist sie genetisch festgelegt – so wie auch die allgemeine Augenfarbe vererbt wird. Die Verteilung der Pigmentzellen in der Iris ist dann von Geburt an unterschiedlich ausgeprägt.

Wichtige Merkmale:

  • tritt meist ohne weitere Erkrankung auf
  • bleibt lebenslang stabil
  • betrifft Menschen mit normalem Sehvermögen
  • ist nicht ansteckend oder gefährlich

In seltenen Fällen kann angeborene Heterochromie auch ein Symptom genetischer Syndrome sein, etwa beim Waardenburg-Syndrom oder beim Sturge-Weber-Syndrom – deshalb ist eine ärztliche Erstabklärung empfehlenswert.

Erworbene Heterochromie – mögliche Auslöser bei Erwachsenen

Wenn sich die Augenfarbe nachträglich verändert – etwa im Erwachsenenalter – spricht man von einer erworbenen Heterochromie. Sie ist deutlich seltener und sollte immer medizinisch abgeklärt werden, da sie auf eine Augenerkrankung oder eine systemische Störung hinweisen kann.

Mögliche Ursachen:

  • Verletzungen oder Operationen am Auge
  • Entzündungen (z. B. Iridocyclitis oder Fuchs-Syndrom)
  • Bestimmte Augentropfen (z. B. bei Glaukom), die die Iris dauerhaft dunkler färben können
  • Tumore oder chronische Erkrankungen der Iris
  • Blutungen in die Iris (Trauma-bedingt)
  • Medikamente oder Schwermetallablagerungen (sehr selten)

Heterochromie und Augengesundheit: Wann sollte man zum Arzt?

Die meisten Formen von Heterochromie – ob komplett, sektoriell oder zentral – sind angeboren, stabil und medizinisch unbedenklich. Doch in bestimmten Fällen kann eine Veränderung der Augenfarbe auf eine Störung im Auge oder im Körper hinweisen. Besonders wichtig: Wenn sich die Augenfarbe nach der Kindheit verändert, sollten Betroffene aufmerksam werden.

Wann ist ärztliche Abklärung sinnvoll?

Sie sollten eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen, wenn:

  • sich die Augenfarbe plötzlich verändert, ohne bekannte Ursache
  • die Heterochromie mit anderen Beschwerden auftritt – etwa Lichtempfindlichkeit, Sehverschlechterung oder Schmerzen
  • nur ein Auge betroffen ist und die Veränderung neu auftritt
  • die Iris fleckig oder unregelmäßig pigmentiert erscheint
  • es zu entzündlichen Reaktionen oder Verfärbungen im Bereich der Iris kommt

Auch bei Kindern, bei denen eine Iris Heterochromie / mehrfarbigen Augen zum ersten Mal auffällt / auffallen, ist eine augenärztliche Untersuchung sinnvoll – einfach, um ernste Ursachen auszuschließen.

Zwei unterschiedlich gefärbte Augen – selten, aber faszinierend

Zwei verschiedene Augenfarben (Heterochromia) beim Menschen sind nicht nur medizinisch interessant, sondern auch kulturell und ästhetisch faszinierend. In einer Welt, in der Symmetrie oft als Ideal gilt, fällt eine Heterochromie der Augen sofort ins Auge – wortwörtlich.

Warum Heterochromie beim Menschen als Besonderheit gilt

Nur ein Bruchteil der Bevölkerung hat heterochrome Augen – die Heterochromie-Häufigkeit liegt deutlich unter 1 %. Das macht Menschen mit zweifarbigen Augen in gewisser Weise besonders. Sie brechen mit dem Erwartbaren und symbolisieren oft Individualität, Einzigartigkeit – und in manchen Kulturen sogar mystische Kräfte oder ein „zweites Gesicht“.

In der Genetik zeigt sich: Die Augenfarbe ist genetisch festgelegt, doch durch kleine Veränderungen in der Pigmentierung – sei es durch Vererbung oder spontane Mutationen – entstehen die ungewöhnlichen Augen mit unterschiedlicher Farbe.

Prominente Beispiele und gesellschaftliche Wahrnehmung

Bekannte Persönlichkeiten mit Heterochromie haben dem Phänomen zusätzliche Popularität verliehen:

  • David Bowie (teilweise Heterochromie durch Augenverletzung)
  • Kate Bosworth (ein Auge halb braun, halb blau – sektorielle Heterochromie)
  • Mila Kunis (eine zeitweise unterschiedliche Irisfärbung durch Krankheit)
  • Jane Seymour (komplett verschiedene Augenfarben)

In der Film- und Modewelt wird die Heterochromie oft betont oder sogar künstlich nachgeahmt – etwa durch farbige Kontaktlinsen. Sie ist zum ästhetischen Merkmal geworden, das Neugier weckt und Individualität unterstreicht.

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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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