Lidrandentzündung (Blepharitis): Ursachen, Symptome und Behandlung 

Autor: Dr. Victor Derhartunian 7 April 2025

Sie beginnt oft schleichend – mit Rötung, Brennen, einem Fremdkörpergefühl im Auge oder verkleben der Wimpern: die Lidrandentzündung. Diese entzündliche Erkrankung der Augenlider betrifft den feinen Übergang zwischen Lidkante und Auge und kann, wenn sie nicht erkannt oder behandelt wird, zu chronischen Beschwerden führen.

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Formen der Blepharitis es gibt, wie man die Symptome der Lidrandentzündung erkennt, welche Ursachen dahinterstecken – und was moderne Behandlungen bei einer Lidrandentzündung leisten können. Besonders wichtig: Wer an trockenen Augen oder einem instabilen Tränenfilm leidet, sollte genauer hinsehen – denn nicht selten steckt eine entzündete Lidkante dahinter.

Was ist eine Lidrandentzündung (Blepharitis)?

Die Lidrandentzündung, medizinisch Blepharitis, ist eine häufige, oft chronisch verlaufende Entzündung des Lidrandes – also jener feinen Übergangszone zwischen Augenlid, Wimpern und Augenoberfläche. Sie betrifft die Talgdrüsen (Meibom-Drüsen) am Lidrand, deren Sekret Teil des Tränenfilms ist. Ist dieser gestört, können Reizungen, Schwellungen und ein unangenehmes Fremdkörpergefühl im Auge entstehen.

Die Blepharitis gilt als nicht ansteckend, kann aber durch Bakterien, Hauterkrankungen wie seborrhoische Dermatitis oder Umwelteinflüsse wie trockene Luft oder Bildschirmarbeit ausgelöst oder begünstigt werden. Viele Betroffene leiden unter verklebten Wimpern, brennenden Augen oder Lidrötungen, ohne zu wissen, dass eine Lidrandentzündung dahintersteckt.

Welche Formen der Lidrandentzündung es gibt

Die Blepharitis tritt in verschiedenen Formen auf, die sich je nach Ursache und Verlauf unterscheiden:

1. Anterior-Blepharitis (vorderer Lidrand betroffen)

  • Betrifft den Bereich um den Wimpernansatz
  • Meist durch bakterielle Infektionen oder Hauterkrankungen bedingt

2. Posterior-Blepharitis (hinterer Lidrand betroffen)

  • Betroffen sind die Meibom-Drüsen – oft in Verbindung mit verstopften Talgdrüsen
  • Häufig Ursache für trockene Augen, da der Tränenfilm instabil wird

3. Seborrhoische Blepharitis

  • Tritt oft bei fettiger Haut oder Seborrhoischer Dermatitis auf
  • Gekennzeichnet durch fettige Schuppenbildung am Lidrand

4. Infektiöse Blepharitis

  • Wird durch Bakterien (meist Staphylokokken) verursacht
  • Häufig akut, kann aber in eine chronische Lidrandentzündung übergehen

In vielen Fällen sind mehrere Formen kombiniert – eine präzise Diagnose durch den Augenarzt ist daher entscheidend für die passende Behandlung der Lidrandentzündung.

Symptome der Blepharitis erkennen: Lidrandentzündung Symptome 

Die Beschwerden bei einer Lidrandentzündung (Blepharitis) können unterschiedlich stark ausgeprägt sein – und entwickeln sich häufig schleichend. Viele Betroffene interpretieren die Symptome zunächst als trockene Augen oder allgemeine Reizung, ohne die Ursache am Lidrand zu vermuten. Gerade bei einer chronischen Lidrandentzündung ist das frühzeitige Erkennen wichtig, um die Entzündung in den Griff zu bekommen.

Die Lidrandentzündung Dauer hängt von Ursache und Behandlungsbeginn ab. Akute Formen bessern sich oft innerhalb weniger Tage bis Wochen, wenn frühzeitig mit der richtigen Therapiebegonnen wird.

Bei einer chronischen Lidrandentzündung kann sich der Verlauf jedoch über Monate oder sogar Jahre ziehen. In diesen Fällen zielt die Behandlung darauf ab, die Entzündung zu kontrollieren und die Beschwerden dauerhaft zu lindern – eine vollständige Heilung ist zwar möglich, erfordert aber oft konsequente Lidrandpflege und Geduld.

Häufige Beschwerden – von Rötung bis Fremdkörpergefühl

  • Rötung und Schwellung der Augenlider
  • Fremdkörpergefühl im Auge („wie Sand im Auge“)
  • Juckreiz, Brennen oder vermehrter Tränenfluss
  • Verklebte Wimpern – besonders am Morgen
  • Schuppige Ablagerungen am Lidrand oder Wimpernkranz
  • Lichtempfindlichkeit und verschwommenes Sehen bei starker Reizung
  • Lidkrusten oder gelbliches Sekret – besonders bei bakterieller Form

Die Symptome treten meist beidseitig auf und können wellenförmig verlaufen – mit Phasen der Besserung und Verschlechterung. Häufig kommt es auch zu einer Störung des Tränenfilms, was das Auge schneller austrocknen lässtund die Beschwerden zusätzlich verstärkt.

Zusammenhang zwischen Lidrandentzündung und Tränenfilm

Eine Lidrandentzündung (Blepharitis) wirkt sich nicht nur lokal auf die Lidränder und Wimpern aus – sie hat auch direkten Einfluss auf die Qualität und Stabilität des Tränenfilms, der das Auge schützt und befeuchtet. Besonders bei einer posterioren Blepharitis, bei der die Meibom-Drüsen betroffen sind, ist dieser Zusammenhang deutlich.

Was passiert im Auge?

Die Meibom-Drüsen, die am inneren Rand des Augenlids sitzen, produzieren eine ölige Komponente des Tränenfilms. Diese verhindert, dass die Tränenflüssigkeit zu schnell verdunstet. Ist die Drüsenfunktion gestört – etwa durch eine Entzündung, Verstopfung oder bakterielle Besiedelung – wird der Tränenfilm instabil, und das Auge beginnt zu trocken.

Folgen der gestörten Tränenfilm-Produktion:

  • Trockene, gereizte Augen
  • Brennendes oder stechendes Gefühl
  • Vermehrter Tränenfluss (paradoxerweise ein Reizreflex bei Trockenheit)
  • Fremdkörpergefühl
  • Verstärkte Lichtempfindlichkeit

Ursachen einer Blepharitis am Auge

Lidrandentzündung Ursachen können vielfältig sein. 

  • Verstopfte Talgdrüsen (Meibom-Drüsen)
    Das ölige Sekret wird nicht mehr richtig abgesondert, staut sich – und entzündet sich.
  • Bakterielle Besiedelung
    Vor allem Staphylokokken können eine infektiöse Lidrandentzündung verursachen.
  • Hauterkrankungen
    Wie Rosazea, seborrhoische Dermatitis oder Neurodermitis, die sich auf den Lidrand auswirken.
  • Trockene Augen / instabiler Tränenfilm
    Häufig Ursache und Folge zugleich – der gestörte Tränenfilm reizt die Lidränder zusätzlich.
  • Hormonelle Veränderungen
    Besonders in den Wechseljahren oder bei Schilddrüsenstörungen verändert sich die Drüsenfunktion.
  • Kontaktlinsen, Kosmetika, Umweltfaktoren
    Reizstoffe, trockene Luft, Bildschirmarbeit oder schlecht verträgliche Pflegeprodukte belasten die Lidkante.

Behandlung der Blepharitis – was hilft wirklich?

Im Optimalfall wird ei Behandlung einer Augenlidentzündung mit dem Augenarzt abgestimmt. Aber auch so kann man im Alltag auf einige Dinge achten, damit die akute oder chronische Lidrandentzündung heilen kann.

Hygienemassnahmen und Lidrandpflege

Die Grundlage jeder Blepharitis-Therapie ist die konsequente Lidrandpflege – also das tägliche Reinigen und Pflegen der Augenlider. Diese Hygienemassnahmen helfen, Entzündungen zu lindern, verstopfte Talgdrüsen zu öffnen und die Funktion des Tränenfilms zu stabilisieren. Wichtig ist dabei: Die Behandlung braucht Konsequenz und Geduld, insbesondere bei chronischer Lidrandentzündung.

Die wichtigsten Schritte der Lidrandpflege:

  1. Wärme anwenden
    – z. B. mit einer warmen Kompresse oder einem speziellen Lidpflegekissen
    Das Sekret der Talgdrüsen wird verflüssigt, der Abfluss erleichtert.
  2. Lidränder reinigen
    – Mit einem fusselfreien Tuch oder Wattestäbchen und einer geeigneten Reinigungslösung
    Ablagerungen, Bakterien und Schuppen am Lidrand werden sanft entfernt.
    – Bewegung: Von oben nach unten zum Wimpernkranz, beim Unterlid umgekehrt.
  3. Drüsen ausdrücken (bei Bedarf) – nur nach Abklärung
    – Unter Anleitung des Augenarztes oder geschulten Fachpersonals
    Unterstützt den Abfluss des Sekrets bei starker Verstopfung.
  4. Pflegende Produkte verwenden
    – z. B. Lidpflegegele, antibakterielle Reinigungstücher oder künstliche Tränen
    Lindern Reizung, verbessern den Tränenfilm und beruhigen das Auge.

Diese Schritte sollten ein- bis zweimal täglich durchgeführt werden, besonders in akuten Phasen. Bei guter Besserung kann die Häufigkeit reduziert werden – eine gewisse Basispflege bleibt jedoch langfristig wichtig, um Rückfälle zu vermeiden.

Medikamentöse Therapie – wann Antibiotika nötig sind

Nicht jede Lidrandentzündung muss medikamentös behandelt werden – in vielen Fällen reicht eine konsequente Lidrandhygiene aus. Wenn jedoch eine infektiöse Blepharitis vorliegt oder die Beschwerden trotz Pflege nicht zurückgehen, kann eine medikamentöse Behandlung notwendig werden.

Wann kommen Antibiotika zum Einsatz?

  • Bei bakterieller Blepharitis – häufig durch Staphylokokken verursacht
  • Wenn es zu starken Rötungen, eitrigem Sekret oder geschwollenen Lidern kommt
  • Bei chronischer Lidrandentzündung, die auf Hygienemassnahmen allein nicht anspricht
  • Falls die Meibom-Drüsen stark entzündet oder verstopft sind

Formen der antibiotischen Behandlung:

  • Antibiotika-haltige Augensalben oder -tropfen (lokal)
    Wirken direkt am Lidrand, z. B. mit Fusidinsäure oder Gentamicin
  • Systemische Antibiotika (z. B. in Tablettenform)
    Bei schweren, wiederkehrenden oder tiefen Entzündungen, z. B. mit Doxycyclin

Weitere medikamentöse Optionen:

  • Kortisonhaltige Augensalben: Zur kurzfristigen Entzündungshemmung, jedoch nur unter augenärztlicher Kontrolle
  • Antiseptische Tropfen oder Gels: Zur Unterstützung der Lidrandreinigung

Moderne Behandlungsmöglichkeiten in der Augenheilkunde

Bei chronischer oder therapieresistenter Lidrandentzündung (Blepharitis) reichen klassische Hygienemassnahmenund Salbenbehandlungen manchmal nicht mehr aus. Die moderne Augenheilkunde bietet heute jedoch innovative Verfahren, die gezielt auf die Funktion der Talgdrüsen und die Entzündungsprozesse am Lidrand abzielen – und so nachhaltige Linderung verschaffen können.

Neue Therapieansätze im Überblick:

  • Wärme- und Pulslichttherapie (IPL)
    – Kombiniert intensive Wärme mit pulsierendem Licht, um verstopfte Meibom-Drüsen zu öffnen und Entzündungen zu reduzieren
    – Besonders wirksam bei Meibomdrüsen-Dysfunktion und trockenen Augen
  • Lidrand-Expression (manuelle Drüsenauspressung)
    – In der Praxis durch Fachpersonal durchgeführt
    – Entfernt verhärtetes Sekret, das durch Hygiene allein nicht abfliesst
  • Lidrandreinigung mit Mikroschaum oder Spezialinstrumenten
    – Z. B. mit BlephEx®, einem rotierenden Mikroinstrument zur professionellen Lidrandreinigung
  • Licht- oder Lasertherapie zur Bakterienreduktion
    – Ziel: Biofilm entfernen und entzündliche Prozesse an der Lidkante gezielt behandeln
  • Lipiflow®-Therapie
    – Kombiniert Wärmebehandlung und Massage in einem Gerät
    – Unterstützt die Funktion der Meibom-Drüsen langfristig

Diese Verfahren sind besonders hilfreich, wenn eine konservative Therapie nicht mehr ausreicht oder die Blepharitis wiederkehrend auftritt.

Wann Sie bei einer Lidrandentzündung zum Augenarzt sollten

Eine Lidrandentzündung (Blepharitis) lässt sich in vielen Fällen gut mit Lidrandpflege und Hygienemassnahmenbehandeln. Doch nicht immer genügt die Selbstbehandlung – und manchmal verbirgt sich hinter den Beschwerden eine komplexere Augenerkrankung. Daher ist es wichtig zu wissen, wann der Gang zum Augenarzt nötig ist.

Behandlung Lidrandentzündung beim Arzt, wenn: 

  • die Beschwerden trotz täglicher Pflege über Wochen bestehen bleiben
  • es zu anhaltender Rötung, Schwellung oder Schmerzen kommt
  • sich eitriges Sekret, stark verklebte Wimpern oder eine plötzliche Verschlechterung der Sehschärfe zeigen
  • die Entzündung immer wiederkehrt oder sich auf andere Bereiche des Auges ausbreitet
  • trockene Augen oder ein gestörter Tränenfilm den Alltag stark beeinträchtigen
  • Sie zusätzlich unter Hautveränderungen, Juckreiz oder Lichtempfindlichkeit leiden

Ein frühzeitiger Termin beim Augenarzt oder in einer spezialisierten Augenklinik hilft, die Ursache gezielt zu klären, eine passende Therapie einzuleiten und vor allem chronische Verläufe zu vermeiden.

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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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