Die Akkommodation des Auges – ein umfassender Leitfaden

Ohne es aktiv wahrzunehmen, akkommodiert das menschliche Auge im Alltag stetig. Was man unter der Akkommodationsfähigkeit des Auges versteht, wie die Akkommodation funktioniert und viel mehr rund um diesen Prozess erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist die Akkommodation des Auges?

Die Akkommodation wird auch als „Autofokus-Funktion“ des menschlichen Auges bezeichnet. Mithilfe der Akkommodationsfähigkeit kann die Brechkraft des Auges durch eine Linsenkrümmung verändert werden. Der Prozess der Akkommodation geschieht automatisch und innerhalb von nur einer Sekunde. 

Bedeutung der Akkommodation im Alltag 

Durch die Akkommodation können Objekte im Nah- und Fernbereich scharf wahrgenommen werden. Die schnelle Anpassungsfähigkeit des Auges garantiert eine durchweg gute Sehschärfe. Außerdem ist ein stetiger Wechsel zwischen Nah- und Fernsicht möglich, ohne den Anpassungsprozess aktiv zu steuern oder zu wahrzunehmen.

Wie funktioniert die Akkommodation?

Der Akkommodationsprozess im Auge

Aufgrund ihrer flexiblen Beschaffenheit ist die Augenlinse krümmungsfähig. Die Krümmung wird durch einen ringförmigen Muskel vorgenommen – der Ziliarmuskel. Er befindet sich hinter der Regenbogenhaut (Iris) des Auges und wird dort von sogenannten Zonulafasern umgeben, welche den Ziliarmuskel fixieren. Der Ziliarmuskel umgibt wiederum die Augenlinse. 

Bedeutung der Akkommodation für das Augenlinsensystem

Die Augenlinse bündelt die einfallenden Lichtstrahlen, welche dann auf die Netzhaut projiziert werden. Es entsteht eine scharfe Sicht. Werden die Lichtstrahlen nicht auf die Netzhaut projiziert, ist eine verschwommene Sicht gegeben. Hier spielt die Krümmungsfähigkeit der Linse eine wichtige Rolle. Je nachdem, wie die Lichtstrahlen einfallen, muss der Krümmungsradius der Linse angepasst werden, sodass die Strahlen auf der Netzhaut landen. 

Nah- und Fernakkommodation

Ist der Ziliarmuskel angespannt, führt dies dazu, dass die Augenlinse sich kugelförmig zusammenzieht. Das erhöht die Brechkraft des Auges, welche beim Sehen im Nahbereich notwendig ist, sog. Nahakkommodation.

Um Objekte in der Ferne scharf wahrnehmen zu können, wird weniger Brechkraft benötigt. Grund dafür ist, dass die Lichtstrahlen bei Objekten in großer Distanz nahezu parallel ins Auge fallen. Bei der Fernsicht entspannt sich der Ziliarmuskel. Dadurch wird die Augenlinse flacher und größer. Dies wird als Fernakkommodation bezeichnet.

Was ist die Akkommodationsbreite?

Menschen im jungen Alter können eine Akkommodationsbreite von bis zu 15 Dioptrien haben. Dabei handelt es sich um die Spanne zwischen der maximal entspannten und kontrahierten Augenlinse. Eine Beeinträchtigung dieser Spanne kann bereits ab einer Veränderung von 3 Dioptrien zu Seheinschränkungen führen.

Folgen und Auslöser für eine beeinträchtigte Akkommodation

Wird der Akkomodationsprozess beeinträchtigt, ist der reibungslose Wechsel der Sicht zwischen Nah- und Fernbereich gestört. Es kommen verschiedene Auslöser in Betracht.

Gestörte Akkommodation durch Krankheiten

Die Akkommodation kann insbesondere durch Spasmus oder durch eine Lähmung beeinträchtigt werden. Beim Akkommodationsspasmus bezieht sich der Spasmus auf den Ziliarmuskel. Dieser wird dauerhaft kontrahiert. Symptome für der Akkommodationsspasmus sind Augenschmerzen und eine verschwommene Fernsicht. Er kann durch Medikamente ausgelöst werden, psychogene Ursachen haben, aber auch organisch bedingt sein.

Bei einer Akkommodationslähmung sind die Nerven des Ziliarmuskels (Nervus parasymathicus) gelähmt. Das Auge kann nicht mehr akkommodieren und daraus folgt eine unscharfe Sicht im Nahbereich. Auslöser für die Akkommodationslähmung sind:

  • Medikamente 
  • Schädigung des Akkommodationssystems

Akkommodation und Fehlsichtigkeiten

Wie wirken sich Kurz- oder Weitsichtigkeit auf die Akkommodation aus?

Die Akkommodation spielt insbesondere bei der Weitsichtigkeit eine wichtige Rolle. Viele Betroffene bemerken die Weitsichtigkeit erst ab dem 30. Lebensjahr. Davor bereitet sie nur wenige Probleme. Der Grund: Durch die Akkommodation kann das Auge die Fehlsichtigkeit automatisch ausgleichen, sodass das scharfe Sehen auch im Nahbereich möglich ist. Lediglich die starke Beanspruchung der Augenmuskeln verursacht Beschwerden, wie z.B. Kopfschmerzen. Im Alter nimmt die Krümmungsfähigkeit der Linse und somit die Akkommodationsfähigkeit ab.

Bei kurzsichtigen Menschen ist der Augapfel zu lang oder die Brechkraft des Auges zu hoch. Infolgedessen wird der Akkommodationsbereich in den Nahbereich verschoben. Die Folge: Eine scharfe Nahsicht ist möglich, jedoch werden Objekte im Fernbereich nur verschwommen wahrgenommen.

Astigmatismus und Akkommodation

Bei einer Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) können sowohl die Nah- als auch die Fernsicht beeinträchtigt sein. Typisch ist hierbei eine verzerrte oder unscharfe Sicht. Um die Fehlsichtigkeit auszugleichen, akkommodiert das Auge auch hier häufiger als bei gesunden Augen. 

Die Akkommodation kann auch bei einer Hornhautverkrümmung dafür sorgen, dass die Fehlsichtigkeit ausgeglichen werden kann. Dies funktioniert jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt. Ist die Hornhautverkrümmung zu stark ausgeprägt, ist eine scharfe Sicht dennoch nicht möglich. Zudem kann die übermäßige Kontraktion der Muskeln auch hier zu Beschwerden, wie z.B.:

  • Kopfschmerzen 
  • Brennendes Gefühl im Auge

Akkommodation und Alterssichtigkeit 

Was ist Alterssichtigkeit?

Die Alterssichtigkeit (Presbyopie) stellt einen häufigen Störfaktor für die Akkommodation dar. Durch die Alterssichtigkeit nimmt die Krümmungsfähigkeit der Augenlinse infolge eines natürlichen Alterungsprozesses des Körpers ab dem 45. Lebensjahr stetig ab. Die Linse wird weniger flexibel. Eine für die Akkommodation ausreichende Krümmung und somit Anpassung der Gesamtbrechkraft ist nicht mehr möglich. Dadurch wird insbesondere die Nahsicht eingeschränkt.

Wie kann man Alterssichtigkeit behandeln?

Alterssichtigkeit kann mithilfe von Sehhilfen und durch die refraktive Chirurgie korrigiert werden. Als Sehhilfe werden häufig angepasste Lese- oder Gleitsichtbrillen angewendet. Der Optiker oder Augenarzt stellt mithilfe eines Sehtests die Ausprägung der Fehlsichtigkeit fest, sodass die Gläser individuell angepasst werden können.

Die refraktive Chirurgie bedient sich zur Korrektur von Alterssichtigkeit häufig an Multifokallinsen. Dabei handelt es sich um künstliche Linsen, die über mehrere Brennpunkte verfügen. Dies ermöglicht eine scharfe Sicht in verschiedenen Entfernungen. Beim Eingriff wird die natürliche Linse entnommen und stattdessen die Multifokallinse eingesetzt.

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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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