Unterschiedliche Augenfarben: Vererbung und Entstehung der Augenfarbe

Autor: Dr. Victor Derhartunian 29 August 2023

Von braun über grün bis hin zu Farbmischungen – es gibt eine große Palette an verschiedenen Augenfarben. Doch wie entstehen die unterschiedlichen Augenfarben und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Das erklären wir Ihnen in diesem Artikel.

Was ist die Augenfarbe?

Die Färbung der Iris (Regenbogenhaut) ist das, was häufig als Augenfarbe bezeichnet wird. Für die Farbgebung der Iris sorgen Melanozyten. Bei Melanozyten handelt es sich um pigmentbildende Zellen. Sie bilden das farbgebende Pigment Melanin, welches schwarz, braun oder rötlich erscheinen kann.

Melanin ist nicht nur für die Haut- und Haarfarbe verantwortlich, sondern auch für die Färbung der Iris. Die Melaninkonzentration in der Iris bestimmt dabei die Augenfarbe: Lagern sich viele Farbpigmente ein, so entstehen dunkle Augenfarben. Ist der Anteil an Melanin gering, so kommt es zu hellen Augenfarben.

Warum nehmen wir verschiedene Augenfarben wahr?

Wie blaue Augenfarbe oder grüne Farberscheinung genau entstehen, ist bislang unklar. Forscher erachten bei blauen Augen zwei weitere Aspekte für ausschlaggebend: zum einen ein Pigmentepithel, welches durch die Iris strahlt und blau erscheint. Zum anderen soll die Durchstrahlungskraft des Pigmentepithels durch den Kollagengehalt bestimmt werden. Der Kollagengehalt bestimmt, wie viel Licht absorbiert oder reflektiert wird. Hellere Augen absorbieren weniger Licht.

Farbstoff Melanin – wodurch wird der Anteil bestimmt?

Der Melaninanteil wird maßgeblich durch genetische festgelegte Faktoren bestimmt. Auch Umweltfaktoren sollen eine Rolle spielen.

Augenfarbe durch Umweltanpassung

Menschen und Lebewesen passen sich ihrer Umwelt an. Nicht verwunderlich ist es daher, dass blaue Augen bei Menschen mit nördlicher Abstammung prozentual gesehen häufiger vorkommen – im Süden sind dagegen dunkle Augenfarben häufiger vertreten.

Melanin dient als natürlicher UV-Schutz. Aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung produzieren Menschen im Süden mehr Melanin. So kommt es zu dunklen Augenfarben, wie z.B. braun oder grün. Je mehr Melanin produziert wird, desto dunkler erscheinen die Augen.

Bei blauen Augen ist eine Genmutation dafür verantwortlich, dass weniger Melanin eingelagert wird. Weniger Melanin führt dazu, dass Sonnenstrahlung stärker aufgenommen werden kann. Dadurch ist eine bessere Produktion des wichtigen Vitamin D möglich, welche durch Sonneneinstrahlung hergestellt wird.

Vererbung der Augenfarbe

Wenn es um den genetischen Einflussfaktor geht, muss man zwei Begriffe voneinander unterscheiden: den Genotyp und den Phänotyp. Während der Genotyp das Erbgut bezeichnet, welches nach aussen nicht wahrnehmbar ist, handelt es sich bei dem Phänotyp um das sichtbare Äußere.

Davenport-Modell – gibt es dominante und rezessive Augenfarben?

Nach dem überholten Davenport-Modell trägt jeder Mensch nur ein Gen in sich, welches zu der äußerlich wahrnehmbaren Augenfarbe führt. Es soll Augenfarben geben, die dominant und rezessiv sind. Das dominante Gen setzt sich stets durch. Als dominant gelten braune Augen, während blaue Augen rezessiv sein sollen.

Neue Erkenntnisse: polygene Vererbung der Augenfarben

Man hat inzwischen festgestellt, dass ein Mensch nicht nur einen einzigen genetischen Code für die Augenfarbe in sich trägt. Vielmehr erlangt man von jeweils beiden Elternteilen das Erbgut für eine Augenfarbe. Das muss nicht immer das äussere Erscheinungsbild der Elternteile sein – es kann auch der nicht sichtbare Genotyp vererbt werden. 

Letztlich tritt bei dem Kind – auch wenn aus genetischer Sicht zwei Augenfarben vertreten sind – nur eine Augenfarbe in Erscheinung. Hierbei kann man durchaus sagen, dass manche Augenfarben durchsetzungsfähiger sind als andere. Als dominanteste Augenfarbe gilt braun, mit absteigender Dominanz grün, blau und zuletzt grau.

Beispiel: Beide Elternteile mit braunen Augen (Phänotyp) können das Genmaterial für braune und zusätzlich grüne Augen in sich tragen (Genotyp). Die braunen Augen haben sich äußerlich bei beiden durchgesetzt. Aus genetischer Sicht tragen beide dennoch zwei Augenfarben in sich. Bei der Vererbungslehre sind nun mehrere Kombinationen denkbar. Unter anderen, dass beide Elternteile die nicht sichtbaren grüne Augen vererben und das Kind – anders als die Eltern – grüne Augen hat. Die Augenfarben der Eltern beeinflussen also die Kombination der Gene, die zur Entstehung der Augenfarbe führen. Es ist auch möglich, dass Menschen mit blauen Augen ein anderes Genmaterial tragen, das bei ihren Kindern zu unterschiedlichen Augenfarben führen kann.

Veränderung der Augenfarbe

Verändert sich die Augenfarbe, so kann das verschiedene Gründe haben: hormonelle Ursachen, biochemische Vorgänge oder aber Erkrankungen, wie z.B.:

  • Glaukom (Grüner Star)
  • Horner-Syndrom
  • Optikusneuritis (Sehnerventzündung)

Daher ist der Gang zu einem Facharzt bei Veränderung der Augenfarbe immer sinnvoll – insbesondere, wenn es sich um plötzliche Veränderungen handelt.

Angeborene Erkrankungen, die zur Farbveränderung führen

Außerdem gibt es angeborene Erkrankungen, welche zu einer Beeinträchtigung der Melaninbildung führen. Dazu gehören folgende:

  • Albinismus – Störung der Melaninproduktion in Haut, Haaren und Augen. Es kann unter anderem zu einem rötlichen Schimmer der Iris oder sehr hellen Augenfarben kommen.
  • Iris-Heterochromie – die Melaninproduktion ist bei einem einzigen Auge gestört. Es kommt zu zwei unterschiedlichen Augenfarben.
  • Partielle Heterochromie – ein einziges Auge hat verschiedene Farben.

Häufige Fragen & Antworten 

Was ist für die Augenfarbe verantwortlich?

Für die Augenfarbe sorgt die Färbung der Iris. Diese wiederum wird durch Melanin gefärbt. Dabei handelt es sich um ein Farbpigment, das rötlich, braun oder schwarz erscheinen kann. Ein hoher Melaninanteil sorgt für dementsprechend dunkle Augenfarben. Einen niedrigen Melaningehalt findet man bei helleren Augenfarben.

Kommen alle Babys mit blauen Augen auf die Welt?

Neugeborene kommen häufig mit blauen Augen auf die Welt, da im Mutterleib noch kein Melanin produziert wird. Die endgültige Augenfarbe wird nach nach Monaten und Jahren erreicht. Wenn die Elternteile eine hohe Melaninkonzentration haben, ist es in manchen Fällen auch möglich, dass das Neugeborene bereits mit einer anderen Augenfarbe als blau geboren wird.

Was ist die seltenste Augenfarbe auf der Welt?

Am häufigsten kommen Menschen mit braunen Augen vor. Rund 90 Prozent der Weltbevölkerung haben braune Augen. Danach folgen blaue, grüne und graue Augen. Menschen mit grünen Augen sind mit weniger als zwei Prozent am seltensten vertreten. Braune Augen gelten als die häufigste Augenfarbe auf der Welt.

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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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