Erhöhter Augeninnendruck – Ursachen und Risiken von hohem Augendruck
Ein erhöhter Augendruck klingt harmlos – doch genau darin liegt das Risiko. Denn wer denkt, Sehstörungen würden sich frühzeitig bemerkbar machen, irrt: Ein zu hoher Augeninnendruck verursacht oft lange keine Symptome, kann aber zu irreversiblen Schäden am Sehnerv führen. Besonders tückisch: Die Betroffenen bemerken den Druckanstieg meist erst, wenn das Sehvermögen bereits eingeschränkt ist. In diesem Artikel erfahren Sie, wie ein erhöhter Augendruck entsteht, welche Risikofaktoren und Ursachen dahinterstecken, welche Folgen er haben kann – und warum eine regelmässige Kontrolle beim Augenarzt entscheidend ist, um das Sehvermögen langfristig zu schützen.
Was bedeutet erhöhter Augendruck – und wann wird er zum Problem?
Ein erhöhter Augendruck bleibt oft lange unbemerkt – und genau das macht ihn so tückisch. Er entsteht schleichend, verursacht meist keine frühen Symptome, kann aber langfristig zu schweren Schäden am Sehnerv führen. Um zu verstehen, wann der Augeninnendruck gefährlich wird, lohnt sich ein Blick auf die Funktion des Kammerwassersund den normalen Druckverlauf im Auge.
Wie der Augeninnendruck entsteht?
Der Augeninnendruck entsteht durch das sogenannte Kammerwasser – eine klare Flüssigkeit, die in der hinteren Augenkammer vom Ziliarkörper produziert wird. Sie zirkuliert durch die Pupille in die vordere Augenkammer und versorgt dabei wichtige Strukturen des Auges, wie Hornhaut und Linse, mit Nährstoffen.
Normalerweise fliesst das Kammerwasser anschliessend über den Kammerwinkel durch ein feines Abflusssystem ab – das sogenannte Trabekelwerk. Besteht hier jedoch ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss, staut sich das Kammerwasser im Auge.
Wann wird ein zu hoher Augendruck gefährlich?
Ein zu hoher Augendruck wird dann zum Problem, wenn er länger anhält und nicht erkannt oder behandelt wird. Der Druck wirkt dauerhaft auf den Sehnervkopf und kann dort irreversible Schäden verursachen. Besonders kritisch ist das, weil diese Veränderungen lange ohne Beschwerden verlaufen – und erst bemerkt werden, wenn bereits Teile des Gesichtsfelds fehlen.
Ein erhöhter Augendruck ist gefährlich, wenn:
- die Augendruck Werte über längere Zeit über 21 mmHg liegen (Augendruck normal = zwischen 10 und 21 mmHg),
- bereits eine Schädigung des Sehnervs vorliegt (z. B. beginnendes Glaukom),
- zusätzliche Risikofaktoren wie Durchblutungsstörungen, Diabetes oder familiäre Vorbelastung bestehen.
Der hohe Druck kann zu einer degenerativen Veränderung der Nervenfasern führen – die Verbindung zwischen Auge und Gehirn wird gestört, das Sehvermögen nimmt schleichend ab.
Ursachen für einen erhöhten Augendruck:
Doch was genau passiert im Auge und was können die Ursachen dafür sein, dass ein Druckanstieg im Auge von statten geht?
Ungleichgewicht im Kammerwasser System
Der häufigste Grund für einen erhöhten Augendruck ist ein Ungleichgewicht im Kammerwasser-System – also zwischen der Produktion und dem Abfluss des Kammerwassers. Diese klare Flüssigkeit wird im Ziliarkörper gebildet und füllt die vordere und hintere Augenkammer. Sie besteht hauptsächlich aus Wasser und versorgt Hornhaut, Linse und andere Strukturen im Auge mit Nährstoffen.
So entsteht ein erhöhter Augendruck:
- Das Kammerwasser wird normal produziert, kann aber nicht ausreichend abfliessen.
- Der Abfluss über den Kammerwinkel ist behindert – z. B. durch eine Verengung, Verstopfung oder altersbedingte Veränderungen.
- Der daraus resultierende Druckanstieg im Auge wirkt sich auf empfindliche Strukturen wie den Sehnerv aus.
Weitere Risikofaktoren
Neben dem Ungleichgewicht im Kammerwassersystem gibt es eine Reihe weiterer Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für einen erhöhten Augendruck deutlich erhöhen können. Manche davon lassen sich beeinflussen – andere, wie genetische Faktoren, sollte man zumindest kennen, um frühzeitig zur Kontrolle des Augendrucks zu gehen.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen:
- Alter: Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Abfluss des Kammerwassers erschwert ist.
- Familiäre Vorbelastung: Wenn in der Familie Glaukom oder erhöhter Augeninnendruck bekannt ist, steigt das individuelle Risiko deutlich.
- Kurzsichtigkeit (Myopie): Besonders bei starker Ausprägung kann sie mit einem höheren Risiko für Druckveränderungen im Auge einhergehen.
- Diabetes mellitus und Gefässkrankheiten: Sie beeinflussen die Durchblutung des Sehnervs und begünstigen degenerative Veränderungen.
- Verletzungen am Auge: Auch frühere Traumata können den Kammerwinkel schädigen und den Augendruck langfristig erhöhen.
- Langzeitbehandlung mit Kortison (z. B. bei Allergien, Rheuma): kann zu einem sogenannten steroidinduzierten Augendruckanstieg führen.
Einzeln oder in Kombination können diese Faktoren das Risiko eines erhöhten Augendrucks erheblich steigern – auch ohne, dass es anfangs zu Beschwerden kommt.
Symptome, die durch Druckanstieg im Auge entstehen können
Es gibt Symptome, die auf einen Druckanstieg im Auge hindeuten können – besonders, wenn der Druck stark oder plötzlich ansteigt.
Mögliche Symptome bei erhöhtem Augendruck:
- Druck- oder Spannungsgefühl im Auge
(besonders hinter dem Auge oder bei Anstrengung) - Verschwommenes Sehen, vor allem bei Belastung oder in den Abendstunden
- Lichtempfindlichkeit oder Halos um Lichtquellen
- Kopfschmerzen im Stirn- und Schläfenbereich
- Sehverschlechterung, z. B. reduziertes Gesichtsfeld
- In schweren Fällen: Übelkeit, Erbrechen oder gerötetes Auge
Viele dieser Beschwerden treten allerdings erst bei stark erhöhtem oder akut ansteigendem Augeninnendruck auf – der klassische chronisch erhöhte Augendruck verläuft hingegen meist symptomfrei.
Diagnostik auf einen Blick erklärt:
Die Diagnose eines erhöhten Augendrucks erfolgt in der Augenheilkunde durch eine Kombination aus Druckmessung, Beurteilung des Sehnervs und Analyse des Kammerwinkels. Die Verfahren sind schmerzfrei, schnell durchführbar – und entscheidend, um Schäden frühzeitig zu erkennen.
Die wichtigsten Methoden, um Augendruck messen zu können:
- Tonometrie
Die Standardmethode zur Messung des Augeninnendrucks. Dabei wird meist mit einem Luftimpuls oder einem sanften Kontakt am Auge der aktuelle Druckwert (in mmHg) bestimmt. Werte über 21 mmHg gelten als auffällig. - Spaltlampenuntersuchung
Damit lässt sich der vordere Augenabschnitt inklusive Hornhaut, Kammerwasser und Pupille genau beurteilen. - Beurteilung des Sehnervenkopfes
Mit Hilfe von OCT (optische Kohärenztomographie) oder durch die Betrachtung des Augenhintergrunds wird der Zustand des Sehnervs kontrolliert – wichtig, um frühe Schäden oder degenerative Veränderungen zu erkennen. - Gonioskopie
Eine spezielle Untersuchung des Kammerwinkels, um zu beurteilen, ob der Abfluss des Kammerwassers gestörtist.
Risiko eines erhöhten Augendrucks: Was kann passieren?
- Schädigung des Sehnervs
Der anhaltende Druck behindert die Durchblutung und Nährstoffversorgung, was zu Nervenzellverlust führt. - Glaukom (Grüner Star)
Die häufigste Folge: eine chronische Erkrankung, bei der das Gesichtsfeld langsam eingeengt wird – oft unbemerkt, bis zentrale Sehbereiche betroffen sind. - Irreversible Sehschäden
Einmal beschädigte Sehnervenfasern regenerieren sich nicht – das verlorene Sehvermögen lässt sich nicht wiederherstellen. - Beeinträchtigung der Lebensqualität
Schwindende Sehschärfe, Probleme bei Dämmerung, eingeschränktes Autofahren – die Auswirkungen sind im Alltag spürbar.
Glaukom (Grüner Star) kann durch erhöhten Augen Druck entstehen
Das Glaukom, auch bekannt als Grüner Star, ist eine der häufigsten Folgeerkrankungen eines dauerhaft erhöhten Augendrucks. Dabei kommt es zu einer schleichenden Schädigung des Sehnervs, die oft lange unbemerkt bleibt – und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen kann.
Wie entsteht das Glaukom durch hohen Augendruck?
- Der erhöhte Druck im Auge beeinträchtigt die feinen Nervenfasern des Sehnervs.
- Die Durchblutung im Bereich des Sehnervenkopfs wird gestört – Sauerstoff und Nährstoffe gelangen nur noch unzureichend dorthin.
- Es kommt zu einer langsamen, aber fortschreitenden Degeneration der Nervenstrukturen.
- Das Gesichtsfeld verengt sich, meist beginnend in der Peripherie – lange, bevor es im Alltag auffällt.
Nicht jeder Mensch mit erhöhtem Augeninnendruck entwickelt automatisch ein Glaukom – doch je länger der Druck besteht und je höher er ist, desto grösser ist das Risiko.
Was tun, wenn Augeninnendruck zu hoch?
Ein zu hoher Augeninnendruck ist kein Grund zur Panik – aber ein klares Signal, aktiv zu werden. Ziel der Behandlung ist es, den Druck im Auge nachhaltig zu senken, um den Sehnerv zu schützen und einem Glaukom vorzubeugen.
Diese Schritte sind wichtig:
- Augenärztliche Abklärung
Eine präzise Diagnostik entscheidet, ob es sich um einen harmlosen Einzelwert oder eine behandlungsbedürftige Druckerhöhung handelt. - Medikamentöse Behandlung
In vielen Fällen reichen Augentropfen, die entweder die Produktion des Kammerwassers hemmen oder dessen Abfluss verbessern. Die Tropfen müssen konsequent und dauerhaft angewendet werden. - Laserbehandlung
Wenn Tropfen nicht ausreichen, kann eine selektive Lasertrabekuloplastik (SLT) helfen, den Abfluss im Kammerwinkel zu verbessern – schmerzfrei und risikoarm. - Chirurgische Eingriffe
Bei stark erhöhtem Druck oder fortgeschrittenem Glaukom können mikrochirurgische Verfahren eingesetzt werden, um einen neuen Abflussweg für das Kammerwasser zu schaffen. - Regelmässige Kontrolle
Der Augendruck sollte engmaschig kontrolliert werden – je nach Verlauf alle paar Wochen bis Monate, um die Therapie anzupassen.