Hornhautentzündung (Keratitis) im Auge: Symptome, Ursachen & Behandlung

Autor: Dr. Victor Derhartunian 5 Dezember 2024

Unsere Augen sind unsere Fenster zur Welt – doch was passiert, wenn diese Fenster plötzlich trüb werden? Eine Hornhautentzündung, auch Keratitis genannt, kann nicht nur unangenehm sein, sondern auch ernsthafte Folgen für Ihr Sehvermögen haben. Von einem harmlosen Fremdkörpergefühl im Auge bis hin zu starken Schmerzen und bleibenden Schäden: Die Symptome und Risiken dieser Erkrankung sind so vielfältig wie ihre Ursachen.

In diesem Beitrag erfahren Sie, was eine Hornhautentzündung genau ist, welche Anzeichen Sie nicht ignorieren sollten und warum eine schnelle Diagnose entscheidend ist. Wir werfen einen Blick auf die häufigsten Auslöser, zeigen Ihnen bewährte Behandlungsmethoden auf und erklären, wie Sie sich mit einfachen Vorsorgemaßnahmen schützen können. Wussten Sie zum Beispiel, dass unsaubere Kontaktlinsen oft die Hauptschuldigen sind?

Was ist eine Hornhautentzündung (Keratitis)?

Eine Keratitis ist eine Entzündung der Hornhaut, also des klaren, kuppelförmigen Gewebes, das die Vorderseite des Auges bedeckt. Die Hornhaut spielt eine zentrale Rolle für das Sehvermögen, da sie Licht bündelt und in das Innere des Auges leitet. Wenn die Hornhaut entzündet ist, kann dies sowohl die Sehkraft beeinträchtigen als auch erhebliche Beschwerden verursachen.

Die Erkrankung tritt in unterschiedlichen Formen auf und kann ein oder beide Augen betreffen. Je nach Ursache der Hornhautentzündung kann die Schwere variieren: von milden Reizungen bis hin zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen, die im schlimmsten Fall bleibende Schäden hinterlassen. In der Medizin wird der Begriff Keratitisverwendet, um diese Erkrankung genauer zu beschreiben.

Ursachen für eine Hornhautentzündung:

Hornhautentzündungen können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Die häufigsten Ursachen lassen sich grob in infektiöse und nicht-infektiöse Kategorien einteilen. Jede Ursache beeinflusst die Behandlung und den Verlauf der Erkrankung, weshalb eine präzise Diagnose besonders wichtig ist.

Infektiöse Hornhautentzündung Ursachen

  1. Bakterielle Keratitis
    • Häufigste Ursache bei Kontaktlinsenträger:innen.
    • Bakterien wie Staphylococcus aureus oder Pseudomonas aeruginosa dringen durch kleinste Verletzungen in die Hornhaut ein.
  2. Virale Infektionen
    • Vor allem durch das Herpes-simplex-Virus (HSV) ausgelöst.
    • Führt oft zu wiederkehrenden Entzündungen und Bläschen auf der Hornhaut.
  3. Pilzinfektionen
    • Seltener, aber schwer zu behandeln.
    • Typisch nach Hornhautverletzungen mit organischem Material (z. B. Holzsplitter).
  4. Parasitärer Befall
    • Insbesondere durch Acanthamoeba, meist bei unsachgemäßer Kontaktlinsenpflege.
    • Kann extrem schmerzhaft sein und die Hornhaut nachhaltig schädigen.

Nicht-infektiöse Ursachen

  1. Mechanische Verletzungen
    • Fremdkörper wie Staub, Sand oder kleine Partikel können die Hornhaut beschädigen.
    • Auch unsachgemäße Verwendung von Kontaktlinsen kann eine Reizung hervorrufen.
  2. Trockene Augen
    • Ein unzureichender Tränenfilm begünstigt Risse in der Hornhautoberfläche, wodurch Keime eindringen können.
  3. UV-Strahlung
    • „Schneeblindheit“ durch intensive Sonneneinstrahlung oder den Einsatz von UV-Lichtquellen ohne Schutz.
  4. Chemikalien oder Allergien
    • Direkter Kontakt mit reizenden Substanzen (z. B. Putzmittel) oder allergische Reaktionen können die Hornhaut angreifen.

Risikofaktoren

  • Unzureichende Hygiene bei Kontaktlinsen
  • Geschwächtes Immunsystem durch chronische Krankheiten oder Medikamente
  • Vorbestehende Augenerkrankungen wie Keratokonus

Symptome von Hornhautentzündungen im Überblick:

Die Symptome einer Hornhautentzündung sind nicht starr, sondern können sich mit dem Krankheitsverlauf entwickeln:

Erste Keratitis Symptome bei einer Entzündung der Hornhaut

  • Rötung des Auges: Oft eines der ersten sichtbaren Symptome.
  • Schmerzen oder Brennen: Von leichtem Unwohlsein bis hin zu starken, stechenden Schmerzen.
  • Fremdkörpergefühl im Auge: Gefühl, als sei Sand oder ein kleines Partikel im Auge.
  • Tränenfluss: Vermehrte Produktion von Tränen als Reaktion auf die Reizung.
  • Lichtempfindlichkeit (Photophobie): Schwierigkeiten, helles Licht zu ertragen.
  • Verschwommenes Sehen: Vorübergehender Verlust der Klarheit durch Schwellungen oder Veränderungen der Hornhaut.
  • Hornhautentzündung Bläschen: Sichtbar bei viralen oder bakteriellen Infektionen.
  • Verkrustete Augenlider: Besonders morgens, oft bei Infektionen.
  • Schwellung des Auges oder der Hornhaut: Kann das Sehvermögen zusätzlich beeinträchtigen.

Schwere Hornhautentzündung Symptome im fortgeschrittenen Stadium

Wenn eine Hornhautentzündung unbehandelt bleibt oder fortschreitet, können folgende schwere Symptome auftreten:

  • Starke Schmerzen im Auge: Deutliche Zunahme der Schmerzintensität, oft begleitet von einem pochenden Gefühl.
  • Deutliche Sehstörungen: Eingeschränktes Sehvermögen bis hin zu trüber oder verschwommener Sicht.
  • Eitriger Ausfluss: Gelblich-grüner Ausfluss aus dem Auge, häufig bei bakteriellen Infektionen.
  • Ausgeprägte Lichtempfindlichkeit (Photophobie): Kaum noch möglich, ins Licht zu sehen, selbst bei schwacher Beleuchtung.
  • Narbenbildung auf der Hornhaut: Bleibende Schäden, die das Sehvermögen dauerhaft beeinträchtigen können.
  • Hornhautgeschwüre (Ulzerationen): Tiefe Verletzungen der Hornhaut, die in schweren Fällen zu einem Hornhautdurchbruch führen können.
  • Schwellung des Augenlids: Stark geschwollene Augenlider, die das Auge vollständig verdecken können.
  • Schwarze oder graue Flecken: Sichtbar auf der Hornhaut, ein Zeichen für schwerwiegende Infektionen.
  • Gefühl der Erblindung: Starke Einschränkung der Sehkraft, oft verbunden mit Panik.

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

Sie sollten eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen, sobald Symptome wie anhaltende oder zunehmende Schmerzen im Auge, starke Rötung, Fremdkörpergefühl, verschwommenes Sehen oder Lichtempfindlichkeit auftreten. Auch eitriger Ausfluss oder sichtbare Veränderungen wie Bläschen auf der Hornhaut sind klare Warnsignale, die eine professionelle Abklärung erfordern. Wenn Beschwerden trotz Hausmitteln nicht innerhalb von ein bis zwei Tagen abklingen oder sich verschlimmern, ist schnelle medizinische Hilfe entscheidend, um Komplikationen wie Narbenbildung oder dauerhaften Sehverlust zu vermeiden. Lieber früh handeln, als riskieren, dass sich die Situation verschlechtert.

Diagnose einer Hornhautentzündung

Die Diagnose einer Hornhautentzündung beginnt mit einer gründlichen Untersuchung durch eine Augenärztin oder einen Augenarzt. Zunächst wird das Auge mit einer Spaltlampe untersucht – einem speziellen Mikroskop, das die Hornhaut, die Bindehaut und andere Strukturen des Auges genau sichtbar macht. So können Anzeichen einer Hornhautentzündung, wie Schwellungen, Bläschen oder Geschwüre, erkannt werden.

Je nach Verdacht auf die Ursache der Entzündung der Hornhaut können weitere Tests folgen: Beispielsweise wird bei einer möglichen bakteriellen Keratitis ein Abstrich von der Hornhaut genommen, um Erreger im Labor zu identifizieren. Auch die Tränenflüssigkeit kann untersucht werden, um die genaue Ursache der Erkrankung festzustellen.

Wie die Keratitis behandelt wird: Behandlungsmethoden

Die Behandlung einer Keratitis richtet sich nach ihrer Ursache. Ob die Entzündung durch Bakterien, Viren, Pilze oder andere Faktoren ausgelöst wurde, entscheidet über die Wahl der Therapie. Eine frühzeitige Behandlung ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden.

Medizinische Behandlungsmethoden bei Entzündung Hornhaut Auge 

  • Bakterielle Keratitis: Antibiotische Augentropfen sind hier das Mittel der Wahl. In schweren Fällen werden antibiotische Salben oder sogar systemische Antibiotika verschrieben.
  • Virale Keratitis: Antivirale Augentropfen oder Tabletten, speziell gegen Herpes-simplex-Viren, kommen zum Einsatz. Kortison kann in manchen Fällen verschrieben werden, um die Entzündung zu kontrollieren, jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht.
  • Pilzbedingte Keratitis: Antimykotische (pilzhemmende) Augentropfen oder Salben sind notwendig. Pilzinfektionen erfordern oft eine längere Therapiezeit.
  • Parasitäre Infektionen (z. B. Acanthamoeba): Diese sind besonders schwer zu behandeln. Hier werden spezielle desinfizierende Augentropfen angewendet, oft über einen langen Zeitraum.
  • Nicht-infektiöse Keratitis: Beruhigende Augentropfen (künstliche Tränen) und entzündungshemmende Medikamente helfen, die Symptome zu lindern. Bei schweren Fällen kann eine therapeutische Kontaktlinse verwendet werden.

Hornhautentzündung Hausmittel und Selbsthilfemaßnahmen

Während Hausmittel die medizinische Behandlung nicht ersetzen, können sie unterstützend wirken oder Linderung verschaffen:

  • Kühle Kompressen: Kalte, saubere Tücher auf das geschlossene Auge legen, um Schwellung und Reizung zu lindern.
  • Sanfte Augenhygiene: Mit sterilen Tüchern und lauwarmem Wasser Verkrustungen um das Auge vorsichtig entfernen.
  • Tränenersatzmittel: Bei Reizungen durch trockene Augen helfen rezeptfreie Augentropfen, den Tränenfilm zu stabilisieren.
  • Kontaktlinsen entfernen: Bei Verdacht auf eine Hornhautentzündung sollten Kontaktlinsen sofort abgesetzt und erst nach ärztlicher Freigabe wieder eingesetzt werden.
  • Lichtschutz: Das Tragen einer Sonnenbrille kann die Lichtempfindlichkeit verringern und das Auge schonen.

Was Sie vermeiden sollten

  • Keine Hausmittel wie Kamillentee oder Honig anwenden: Diese können die Entzündung verschlimmern oder Keime ins Auge bringen.
  • Augen nicht reiben: Dadurch können bestehende Schäden an der Hornhaut verstärkt werden.
  • Selbstbehandlung mit Medikamenten vermeiden: Insbesondere Kortison ohne ärztliche Überwachung kann eine Keratitis verschlechtern.

Behandlung einer Hornhautentzündung durch Vorsorge vermeiden

Die beste Methode, eine Hornhautentzündung zu behandeln, ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Vorsorgemaßnahmen können das Risiko erheblich senken – insbesondere für Kontaktlinsenträger und Menschen mit empfindlichen Augen. 

Hygienemaßnahmen, um Symptome Hornhautentzündung zu vermeiden

  • Kontaktlinsenpflege: Reinigen Sie Ihre Kontaktlinsen täglich mit der empfohlenen Lösung, und verwenden Sie niemals Leitungswasser oder selbstgemischte Lösungen.
  • Hände waschen: Vor jeder Berührung der Augen oder der Kontaktlinsen gründlich die Hände mit Seife waschen.
  • Kontaktlinsen austauschen: Halten Sie sich an die empfohlene Tragedauer und entsorgen Sie Tageslinsen nach einmaliger Nutzung.

Schutz vor Verletzungen und Infektionen

  • Schutzbrillen tragen: Verwenden Sie eine Schutzbrille bei Arbeiten mit Staub, Chemikalien oder anderen potenziellen Gefahren.
  • Augen vor UV-Strahlen schützen: Tragen Sie Sonnenbrillen mit UV-Schutz, besonders bei intensiver Sonneneinstrahlung oder Aktivitäten wie Skifahren.
  • Augen vor Trockenheit bewahren: Verwenden Sie bei trockenen Augen Tränenersatzmittel, um die Hornhautoberfläche feucht zu halten und Schäden vorzubeugen.

Regelmäßige augenärztliche Kontrollen

  • Vorsorgeuntersuchungen: Lassen Sie Ihre Augen regelmäßig untersuchen, besonders wenn Sie bereits Augenprobleme hatten oder Kontaktlinsen tragen.
  • Frühe Behandlung von Augenreizungen: Nehmen Sie leichte Rötungen oder Trockenheit ernst, um eine Verschlimmerung zu vermeiden.

Lebensstil und Ernährung

  • Starkes Immunsystem: Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf stärken die Abwehrkräfte und senken das Risiko für Infektionen.
  • Kein Augenreiben: Reiben Sie Ihre Augen nicht, um Mikroverletzungen der Hornhaut zu vermeiden, die als Eintrittspforte für Keime dienen können.

Risiken und Folgen einer unbehandelten Hornhautentzündung 

Eine unbehandelte Hornhautentzündung (Keratitis) kann schwerwiegende Folgen für die Augengesundheit und das Sehvermögen haben. Da die Hornhaut eine zentrale Rolle für die Lichtbrechung und somit für klares Sehen spielt, können selbst kleine Schäden langfristige Auswirkungen haben.

Akute Risiken

  • Verschlechterung der Entzündung: Ohne Behandlung breitet sich die Entzündung aus und greift tiefere Schichten der Hornhaut oder umliegende Gewebe an.
  • Hornhautgeschwüre (Ulzerationen): Tiefe, offene Wunden entstehen auf der Hornhaut und können sehr schmerzhaft sein.
  • Ausbreitung der Infektion: Infektiöse Formen, etwa durch Bakterien oder Pilze, können auch auf die umliegenden Augenstrukturen übergehen und eine Endophthalmitis (Entzündung des gesamten Auges) auslösen.

Langfristige Folgen

  • Narbenbildung auf der Hornhaut: Entzündungen können Narben hinterlassen, die das Sehvermögen dauerhaft trüben. In schweren Fällen ist nur eine Hornhauttransplantation eine Lösung.
  • Dauerhafte Sehverlust: Bei fortgeschrittenen Entzündungen kann es zu einer irreparablen Schädigung der Hornhaut kommen, die die Sehfähigkeit erheblich einschränkt.
  • Hornhautdurchbruch: In seltenen Fällen kann ein fortschreitendes Hornhautgeschwür die Hornhaut perforieren, was eine Notoperation erforderlich macht.
  • Chronische Augenerkrankungen: Wiederkehrende Entzündungen oder anhaltende Beschwerden können zu einer dauerhaften Verschlechterung der Augengesundheit führen.

Alltag: Hornhautentzündung arbeitsunfähig 

  • Arbeitsunfähigkeit: Eine Hornhautentzündung kann, besonders im fortgeschrittenen Stadium, zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Einschränkung der Arbeitsfähigkeit führen, da Sehen im Alltag essentiell ist.
  • Schmerzen und Unwohlsein: Anhaltende Beschwerden wie Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit und Augenschmerzen schränken die Lebensqualität erheblich ein.
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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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