Multifokallinsen: Vorteile und Nachteile (multifokale Intraokularlinsen) 

Autor: Dr. Victor Derhartunian 18 Februar 2025

Brille und Kontaktlinsen waren gestern – die Zukunft ist scharf in allen Entfernungen! Doch bevor Sie sich in die Welt ohne Sehhilfe stürzen, sollten Sie wissen: Multifokallinsen sind nicht nur die Lösung für Alterssichtigkeit, Grauen Star und weiter Fehlsichtigkeiten sondern bringen auch ihre eigenen Herausforderungen mit sich.

In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Vorteile und Nachteile von multifokalen Intraokularlinsen, wie sie Ihre Sehqualität revolutionieren können und warum die Eingewöhnung manchmal ein bisschen Zeit braucht. Werden Sie der Brille für immer den Laufpass geben? Finden Sie es heraus!

Was ist eine Multifokallinse? 

Multifokallinsen sind spezielle Intraokularlinsen, die bei der Korrektur von Alterssichtigkeit (Presbyopie) oder nach einer Grauer-Star-Operation eingesetzt werden. Im Gegensatz zu monofokalen Linsen, die nur eine Sehschärfe (entweder Nähe oder Ferne) bieten, ermöglichen multifokale Intraokularlinsen das scharfe Sehen in mehreren Distanzen – oft ohne Brille.

Diese künstlichen Linsen sind eine moderne Lösung für Menschen, die sich ein Leben ohne Sehhilfe wünschen. Allerdings gibt es neben den Vorteilen auch einige Nachteile und Risiken, die bei der Auswahl der passenden Linseberücksichtigt werden sollten.

Arten von multifokalen Intraokularlinsen? 

Nicht alle multifokalen Intraokularlinsen sind gleich – je nach Sehbedarf und persönlichen Anforderungen gibt es unterschiedliche Varianten:

1. Bifokale Multifokallinsen

  • Bieten zwei feste Sehzonen: Nähe und Ferne
  • Ideal für Menschen, die vor allem in diesen Distanzen scharf sehen möchten
  • Mittlere Distanzen (z. B. Computerarbeit) können weniger klar erscheinen

2. Trifokale Multifokallinsen

  • Ermöglichen scharfes Sehen in Nah-, Mittel- und Fernbereich
  • Besonders geeignet für ein komplett brillenfreies Seherlebnis
  • Leichte Blendeffekte oder reduzierte Kontrastwahrnehmung möglich

3. EDOF-Linsen (Extended Depth of Focus)

  • Erweiterte Tiefenschärfe für fließende Übergänge zwischen verschiedenen Distanzen
  • Geringere Halos und Blendeffekte als bei bifokalen oder trifokalen Linsen
  • Perfekt für Menschen, die viel Wert auf eine gute Nachtsicht und hohen Sehkomfort legen

Welche Multifokallinse die richtige ist, hängt von den individuellen Sehgewohnheiten und Anforderungen ab. Eine ausführliche Beratung ist entscheidend, um die beste Wahl zu treffen.

Multifokale Intraokularlinsen: Vorteile im Überblick: 

In der Praxis überwiegen die Vorteile die Multifokallinsen Probleme bzw. Multifokallinsen Nachteile häufig. Denn diese spezielle Form der Kunstlinse hat für den Patienten folgende entscheidende Vorteile: 

Scharfes Sehen über alle Distanzbereiche – ohne Brille und Kontaktlinsen 

Der größte Vorteil von multifokalen Intraokularlinsen: Sie ermöglichen ein scharfes Sehen in mehreren Entfernungen, sodass viele Menschen nach dem Einsetzen der Linse keine Brille oder Kontaktlinsen mehr benötigen.

Wie funktioniert das?

  • Mehrere Sehbereiche in der Kunstlinse bündeln das Licht so, dass das Auge gleichzeitig Nah-, Mittel- und Fernsicht wahrnehmen kann.
  • Das Gehirn wählt automatisch den passenden Fokusbereich aus, je nachdem, worauf man blickt.

Besonders vorteilhaft für:

  • Menschen mit Alterssichtigkeit, die bisher auf eine Lesebrille angewiesen waren.
  • Patienten nach einer Grauer-Star-Operation, die nicht nur den Grauen Star entfernen, sondern gleichzeitig ihre Fehlsichtigkeit korrigieren lassen möchten.
  • Alle, die sich ein Leben ohne Brille oder Kontaktlinsen wünschen – egal ob beim Lesen, Autofahren oder am Bildschirm.

Dank multifokaler Linsen ist ein neues Sehgefühl möglich, das maximale Unabhängigkeit bietet.

Dauerhafte Lösung: Niemals Grauen Star bekommen

Ein großer Vorteil von multifokalen Intraokularlinsen: Wer sich für diese Kunstlinsen entscheidet, kann nie wieder am Grauen Star erkranken. Der Grund:

  • Bei der Implantation wird die natürliche Linse des Auges entfernt.
  • Der Graue Star (Katarakt) entsteht durch die Eintrübung der natürlichen Linse – da diese nicht mehr vorhanden ist, kann sich keine Trübung mehr entwickeln.

Das bedeutet: Kein Risiko für eine spätere Grauer-Star-Operation, da das Problem bereits vorab gelöst wurde.

Diese dauerhafte Lösung ist besonders attraktiv für Menschen, die sich nicht nur ein Leben ohne Brille oder Kontaktlinsen, sondern auch eine langfristige Augengesundheit wünschen.

Geringer Pflegeaufwand im Alltag

Im Gegensatz zu Brille oder Kontaktlinsen erfordern multifokale Intraokularlinsen keinen täglichen Pflegeaufwand. Einmal eingesetzt, ermöglichen sie in den meisten Fällen ein Leben lang eine scharfe Sicht in allen Distanzen – ohne Reinigung, ohne Austauschen, ohne Einschränkungen.

Sollte sich die Sehqualität im Laufe der Jahre verändern oder die Multifokallinse nicht mehr den optimalen Sehkomfort bieten, gibt es eine weitere gute Nachricht:

  • Die Kunstlinse kann in seltenen Fällen durch eine andere Intraokularlinse ersetzt werden.
  • Ein Linsentausch ist zwar nur in wenigen Fällen notwendig, bleibt aber eine Option für maximale Flexibilität.

Grauer Star Multifokallinse Nachteile: 

Das Einsetzen einer Linse ist nicht ganz risikofrei und kann auch Nachteile haben. Aber welche Nachteile haben Multifokallinsen? Die Nebenwirkungen und Intraokularlinse Risiken auf einen Blick: 

Eingewöhnungszeit der Linse 

Nach dem Einsetzen einer multifokalen Intraokularlinse benötigt das Gehirn etwas Zeit, um sich an die neue Sehweisezu gewöhnen. Anders als bei einer monofokalen Linse, die nur eine Entfernung scharf abbildet, müssen bei multifokalen Linsen mehrere Sehbereiche gleichzeitig verarbeitet werden.

Was passiert in der Eingewöhnungszeit?

  • Das Gehirn lernt, den richtigen Fokusbereich zu nutzen.
  • Besonders in den ersten Tagen bis Wochen können sich leichte Unschärfen oder ein ungewohntes Sehgefühlbemerkbar machen.
  • Bei einigen Patienten tritt eine erhöhte Lichtempfindlichkeit auf, die sich meist von selbst reguliert.

Die meisten Menschen gewöhnen sich innerhalb von wenigen Wochen an ihre Multifokallinse und genießen dann die Vorteile des scharfen Sehens in allen Distanzen. Falls nach längerer Zeit weiterhin starke Sehprobleme bestehen, sollte ein Augenarzt konsultiert werden, um mögliche Anpassungen oder Alternativen zu besprechen.

Blendeffekte und Halos (besonders bei Nacht) 

Ein möglicher Nachteil von multifokalen Intraokularlinsen sind Blendeffekte und Halos, die vor allem bei Dämmerung und Dunkelheit auftreten können. Diese Lichtringe um Scheinwerfer, Straßenlaternen oder andere Lichtquellen entstehen durch die spezielle Optik der Multifokallinse, die das Licht in verschiedene Sehbereiche aufteilt.

Warum treten Halos auf?

  • Die Multifokallinse verteilt das einfallende Licht auf mehrere Fokuspunkte (Nah-, Mittel- und Fernsicht).
  • Dies kann dazu führen, dass Lichtquellen bei Nacht als unscharf oder mit Lichtringen wahrgenommen werden.
  • Besonders in den ersten Wochen nach dem Einsetzen der Linse ist das Gehirn noch nicht vollständig an die neue Optik gewöhnt.

Wie stark sind die Blendeffekte?

  • Die Wahrnehmung ist individuell verschieden – manche Betroffene bemerken die Halos kaum, andere empfinden sie als störend.
  • Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit lässt das Phänomen bei den meisten Patienten nach.
  • Moderne trifokale und EDOF-Linsen reduzieren diese Effekte im Vergleich zu älteren Linsentypen.

Wer beruflich oder privat viel Autofahren bei Nacht muss oder besonders empfindlich auf Lichtquellen in dunkler Umgebung reagiert, sollte diese Nebenwirkung der multifokalen Linsen vor der Entscheidung sorgfältig abwägen. Ein erfahrener Augenarzt kann beraten, ob eine multifokale Intraokularlinse die beste Lösung ist oder ob Alternativen wie EDOF-Linsen besser geeignet wären.

Einsetzen von multifokalen Intraokularlinsen nicht immer möglich 

So attraktiv der Gedanke an ein Leben ohne Brille oder Kontaktlinsen ist – nicht jeder ist für das Einsetzen einer multifokalen Intraokularlinse geeignet. Verschiedene medizinische Faktoren können die Eignung beeinflussen.

Wann sind multifokale Linsen nicht geeignet?

  • Erkrankungen der Netzhaut, wie Makuladegeneration oder diabetische Retinopathie
  • Starke Hornhautverkrümmung, wenn keine torische Multifokallinse infrage kommt
  • Sehr hohe Fehlsichtigkeit, bei der andere Methoden wie Linsenimplantate (ICL) besser geeignet sind
  • Erhöhte Lichtempfindlichkeit oder besondere Ansprüche an perfektes Sehen bei Nacht
  • Schwierigkeiten bei der Anpassung an neue Sehkonzepte, z. B. bei neurologischen Erkrankungen

Welche Alternativen gibt es?

Falls multifokale Linsen nicht möglich sind, gibt es andere Optionen:

  • EDOF-Linsen mit verlängerter Tiefenschärfe als Kompromiss zwischen Mono- und Multifokalität
  • Monofokale Linsen mit Monovision, bei der ein Auge für Nähe und das andere für Ferne optimiert wird
  • Linsenimplantation (ICL) für Menschen mit sehr hohen Dioptrienwerten
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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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