Hornhautverkrümmung: Alles, was Sie über Astigmatismus wissen müssen

Astigmatismus, auch als Stabsichtigkeit bekannt, ist ein weit verbreiteter Sehfehler, der die Klarheit des Sehens beeinträchtigen kann. Dieser Zustand entsteht durch eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut oder Linse im Auge, die dazu führt, dass Lichtstrahlen nicht gleichmäßig auf die Netzhaut treffen. Dies führt zu einem verschwommenen oder verzerrten Sehen, sowohl in der Nähe als auch in der Ferne. Astigmatismus kann in Kombination mit anderen Sehfehlern wie Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit auftreten und betrifft Menschen jeden Alters.

2 Arten von Astigmatismus: Regulär und irregulär

Regulärer Astigmatismus

  • Definition: Beim regulären Astigmatismus ist die Hornhaut in zwei senkrecht zueinander stehenden Hauptmeridianen unterschiedlich gekrümmt. Diese Hauptmeridiane sind regelmäßig geformt und stehen in einem Winkel von 90 Grad zueinander.
  • Eigenschaften: Die Krümmung der Hornhaut ist symmetrisch, was bedeutet, dass sie in einer Richtung steiler und in der anderen flacher ist. Dieser regelmäßige Unterschied in der Krümmung führt dazu, dass das Licht unterschiedlich gebrochen wird, was zu verzerrtem Sehen führt.
  • Korrektur: Regulärer Astigmatismus kann effektiv mit torischen Brillengläsern oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Auch Augenlaserbehandlungen wie Femto-LASIK, Trans-PRK und SmartSight sind geeignete Methoden zur Behebung dieses Sehfehlers.

Irregulärer Astigmatismus

  • Definition: Irregulärer Astigmatismus entsteht durch eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut, bei der die Hauptmeridiane nicht symmetrisch oder regelmäßig angeordnet sind. Dies kann durch Narben, Verletzungen oder Erkrankungen der Hornhaut verursacht werden.
  • Eigenschaften: Die Krümmung der Hornhaut ist ungleichmäßig und asymmetrisch, was zu einer unregelmäßigen Brechung des Lichts führt. Dadurch entstehen komplexe Verzerrungen des Sehbildes, die schwieriger zu korrigieren sind als beim regulären Astigmatismus.

Unterschied zu Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit

Kurzsichtigkeit (Myopie):

  • Ursache: Kurzsichtigkeit entsteht, wenn der Augapfel zu lang ist oder die Hornhaut zu stark gekrümmt ist. Dadurch wird das Licht, das ins Auge fällt, vor der Netzhaut fokussiert.
  • Symptome: Menschen mit Kurzsichtigkeit sehen nahe Objekte klar, während entfernte Objekte verschwommen erscheinen. 

Weitsichtigkeit (Hyperopie):

  • Ursache: Weitsichtigkeit entsteht, wenn der Augapfel zu kurz ist oder die Hornhaut zu flach ist. Dadurch wird das Licht hinter der Netzhaut fokussiert.
  • Symptome: Menschen mit Weitsichtigkeit haben Schwierigkeiten, nahe Objekte klar zu sehen, während entfernte Objekte oft deutlich erkennbar bleiben. 

Astigmatismus:

  • Ursache: Astigmatismus entsteht durch eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut oder Linse im Auge, was dazu führt, dass Lichtstrahlen nicht gleichmäßig auf die Netzhaut treffen.
  • Symptome: Astigmatismus kann sowohl das Sehen in der Nähe als auch in der Ferne verzerren und verschwommen machen. 

Astigmatismus Ursachen

  1. Genetische Veranlagung: Oft wird Astigmatismus vererbt und ist somit bereits von Geburt an vorhanden. Wenn in der Familie Fälle von Astigmatismus bekannt sind, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Familienmitglieder davon betroffen sind.
  2. Augenverletzungen: Verletzungen, die zu Narbenbildung auf der Hornhaut führen, können die gleichmäßige Krümmung der Hornhaut verändern und Astigmatismus verursachen. Dies kann durch Unfälle, Operationen oder schwerwiegende Augeninfektionen geschehen.
  3. Augenerkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie Keratokonus, bei dem die Hornhaut fortschreitend dünner und kegelförmig wird, können ebenfalls Astigmatismus hervorrufen. Keratokonus verändert die natürliche Form der Hornhaut drastisch und führt zu erheblichen Sehproblemen.
  4. Operationen am Auge: Chirurgische Eingriffe am Auge, wie zum Beispiel Kataraktoperationen, können gelegentlich zu Veränderungen in der Hornhautkrümmung führen und so Astigmatismus verursachen. Während viele dieser Operationen erfolgreich sind, besteht immer ein geringes Risiko für postoperative Sehfehler.
  5. Entwicklung des Auges: In einigen Fällen kann sich Astigmatismus im Laufe der Zeit entwickeln, da das Auge während des Wachstums und der Alterung Veränderungen durchläuft. Diese Veränderungen können die Form der Hornhaut oder Linse beeinflussen und zu Astigmatismus führen.

Hornhautverkrümmung erkennen: Die häufigsten Symptome

Zu den häufigsten Anzeichen gehören verschwommenes oder verzerrtes Sehen sowohl in der Nähe als auch in der Ferne. Betroffene Personen berichten häufig von Doppelbildern, Schwierigkeiten beim Lesen und Anstrengung beim Fixieren auf bestimmte Objekte. Diese Sehstörungen können zu Augenbelastung, Müdigkeit und Kopfschmerzen führen, besonders nach längeren visuellen Aufgaben wie Arbeiten am Computer oder Lesen.

Wie wird Astigmatismus diagnostiziert?

Die Diagnose einer Hornhautverkrümmung, auch Astigmatismus genannt, erfolgt durch eine gründliche augenärztliche Untersuchung. Hierbei kommen verschiedene Tests und Techniken zum Einsatz, um die genaue Form und Krümmung der Hornhaut sowie die Sehqualität zu beurteilen.

  1. Sehtest (Visusprüfung): Der Augenarzt führt einen Standard-Sehtest durch, bei dem der Patient Buchstaben oder Symbole auf einer Sehprobentafel aus unterschiedlichen Entfernungen ablesen muss. Dies gibt erste Hinweise auf mögliche Sehstörungen.
  2. Refraktionsmessung: Mit einem Phoropter oder einer Autorefraktometer wird die Brechkraft des Auges gemessen. Der Patient schaut dabei durch verschiedene Linsen, und der Augenarzt bestimmt, welche Kombination die beste Sehschärfe bietet. Diese Messung hilft, die Art und das Ausmaß des Astigmatismus festzustellen.
  3. Keratometrie: Dieses Verfahren misst die Krümmung der vorderen Oberfläche der Hornhaut. Ein Keratometer projiziert Licht auf die Hornhaut und analysiert die Reflexionen, um die Krümmung der Hornhautoberfläche zu bestimmen. Diese Messung ist entscheidend, um die genaue Form der Hornhaut zu erfassen.
  4. Hornhauttopographie: Bei dieser fortschrittlichen Methode wird die gesamte Oberfläche der Hornhaut kartiert. Ein spezielles Gerät, der Topograph, projiziert konzentrische Lichtkreise auf die Hornhaut und erfasst die Reflexionen. Daraus entsteht eine detaillierte dreidimensionale Karte der Hornhaut, die Unregelmäßigkeiten und die genaue Verteilung des Astigmatismus zeigt.
  5. Skiaskopie (Retinoskopie): Diese Technik wird oft bei Kindern oder Personen angewendet, die Schwierigkeiten haben, bei einem Sehtest mitzuwirken. Der Augenarzt leuchtet mit einem Retinoskop in das Auge und beobachtet die Reflexionen von Lichtstrahlen auf der Netzhaut. Durch das Bewegen des Lichts kann der Arzt Rückschlüsse auf die Art und den Grad des Sehfehlers ziehen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Hornhautverkrümmung 

Augenlasern bei Astigmatismus

Zu den modernsten Verfahren zählen Femto-LASIK, Trans-PRK und SmartSight (ReLEx SMILE), die jeweils spezifische Vorteile und Einsatzbereiche bieten.

  1. Femto-LASIK: Bei der Femto-LASIK (Femtosekundenlaser-Assisted In Situ Keratomileusis) wird zunächst mit einem Femtosekundenlaser ein dünner Flap in der Hornhaut präpariert. Anschließend modelliert ein Excimer-Laser die darunterliegende Hornhaut, um die unregelmäßige Krümmung zu korrigieren. Diese Methode ist besonders präzise und ermöglicht eine schnelle Heilung. Femto-LASIK eignet sich zur Korrektur von Astigmatismus bis zu etwa 5 Dioptrien.
  2. Trans-PRK: Die Trans-PRK (Transepitheliale Photorefraktive Keratektomie) ist ein oberflächliches Verfahren, bei dem die Hornhaut direkt ohne Flap geformt wird. Ein Excimer-Laser entfernt das Epithel und formt die Hornhaut in einem Schritt. Diese Methode ist schonend für die Hornhaut und reduziert das Risiko von Komplikationen. Trans-PRK kann Astigmatismus bis zu 3 Dioptrien korrigieren und ist besonders für Patienten mit dünner Hornhaut geeignet.
  3. SmartSight (ReLEx SMILE): SmartSight ist ein minimal-invasives Verfahren, bei dem mit einem Femtosekundenlaser ein kleines Linsenfragment (Lentikel) in der Hornhaut präpariert und durch einen winzigen Schnitt entfernt wird. Dies verändert die Krümmung der Hornhaut und korrigiert den Astigmatismus. SmartSight eignet sich zur Korrektur von Astigmatismus bis zu 5 Dioptrien und bietet den Vorteil einer schnelleren Heilung und geringerer Trockenheit der Augen nach dem Eingriff.

Alle drei Verfahren sind sicher und effektiv, wobei die Wahl des geeigneten Verfahrens von individuellen Faktoren wie der Dicke der Hornhaut und dem Grad des Astigmatismus abhängt. 

Brillen und Kontaktlinsen

Brillen und Kontaktlinsen sind gängige und effektive Methoden zur Korrektur von Astigmatismus. Sie bieten eine nicht-invasive Möglichkeit, die Sehschärfe zu verbessern und den Alltag zu erleichtern.

  1. Brillen
    • Torische Brillengläser: Diese speziellen Gläser sind so geformt, dass sie die unregelmäßige Krümmung der Hornhaut ausgleichen und somit das Licht korrekt auf die Netzhaut fokussieren. Torische Gläser können individuell angepasst werden, um den spezifischen Grad des Astigmatismus zu korrigieren.
    • Vorteile: Brillen sind einfach zu handhaben, erfordern keine spezielle Pflege und können leicht an- und abgelegt werden. Sie bieten zusätzlichen Schutz für die Augen und sind eine sichere, nicht-invasive Korrekturmethode.
    • Nachteile: Brillen können bei bestimmten Aktivitäten, wie Sport, hinderlich sein. Sie können beschlagen oder verrutschen und das periphere Sehen einschränken. Zudem empfinden einige Menschen das Tragen von Brillen als ästhetisch störend.
  2. Kontaktlinsen
    • Weiche torische Kontaktlinsen: Diese Linsen sind speziell für die Korrektur von Astigmatismus entwickelt und verfügen über unterschiedliche Stärken in verschiedenen Bereichen der Linse, um die unregelmäßige Krümmung der Hornhaut auszugleichen. Sie sind bequem und passen sich der Augenform an.
    • Formstabile (harte) Kontaktlinsen: Auch als RGP-Linsen (rigid gas permeable) bekannt, behalten diese Linsen ihre Form und können die unregelmäßige Oberfläche der Hornhaut ausgleichen. Sie bieten oft eine schärfere Sicht als weiche Linsen, insbesondere bei höherem Astigmatismus.
    • Vorteile: Kontaktlinsen bieten ein breites Sichtfeld und sind ideal für sportliche Aktivitäten. Sie beschlagen nicht und beeinträchtigen nicht das äußere Erscheinungsbild.
    • Nachteile: Kontaktlinsen erfordern eine sorgfältige Pflege und Hygiene, um Infektionen zu vermeiden. Sie können anfänglich unbequem sein und das Risiko von Augenreizungen und trockenen Augen erhöhen. Zudem besteht die Gefahr, dass sie verloren gehen oder beschädigt werden.

Linsenchirurgie: ICL Phake Linse

ICL Phake Linsen (Implantierbare Collamer Linsen) sind eine innovative und effektive Option zur Korrektur von Astigmatismus, insbesondere für Menschen, die für Augenlaserbehandlungen nicht geeignet sind oder eine reversible Lösung bevorzugen. Diese speziellen Linsen werden ins Auge implantiert, ohne die natürliche Linse zu entfernen, und können Sehfehler wie Astigmatismus, Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit korrigieren.

  • Hohe Präzision: ICL Phake Linsen sind maßgeschneidert und bieten eine hervorragende Sehqualität, da sie präzise an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst werden.
  • Reversibilität: Ein großer Vorteil dieser Methode ist ihre Reversibilität. Die Linsen können bei Bedarf entfernt oder ausgetauscht werden, was sie zu einer flexiblen Option macht.
  • Schonende Methode: Da die natürliche Linse des Auges erhalten bleibt, ist der Eingriff weniger invasiv als einige andere refraktive Verfahren. Dies führt in der Regel zu einer schnelleren Heilung und einer geringeren Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen.
  • Breites Einsatzspektrum: ICL Phake Linsen können auch bei höheren Graden von Astigmatismus und bei Patienten mit dünner Hornhaut eingesetzt werden, die für andere Korrekturmethoden wie LASIK oder PRK nicht geeignet sind.
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Autor:

Dr. Victor Derhartunian

Nachdem er sein Handwerk von den beiden Pionieren der Laserchirurgie gelernt hat, gehört Dr. Victor Derhartunian zu den führenden Chirurgen in Europa. Der leitende Augenchirurg bei EyeLaser in Zürich kann seine Patienten in 5 Sprachen beraten.

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